Stolpersteine im Netz
Auf Einladung des ACDL diskutieren Staatsminister Dr. Manuel Lösel und die Landesbeauftrage Erdmuthe Meyer zu Bexten in Gießen über Barrierefreiheit der Digitalisierung.
Gießen. »Es war eine unglaublich anstrengende Zeit und wir wissen nicht, was im Herbst auf uns zu kommt«, sagte Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, im Hinblick auf die Coronazeit. Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Christlich-Demokratischer Lehrer Hessen (ACDL) informierte der Christdemokrat und die hessische Landesbeauftragte für barrierefreie IT, Prof. Erdmuthe Meyer zu Bexten, über Chancen, Aufgaben und Barrierefreiheit der Digitalisierung.
Mit Beispielen untermauert wurden ihre Aussagen von Patrick Temmesfeld, dem stellvertretenden Vorsitzenden von »blista«, der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg. Dabei handelt es sich um eine auf die speziellen Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Menschen ausgerichtete Bildungseinrichtung. Die Moderation übernahm Tobias Maschmann, Vorsitzender des ACDL-Kreisverbandes Gießen und stellvertretender Landesvorsitzender.
Dabei wurde klar, dass es viele Überschneidungen zwischen Kultusministerium und den jeweiligen Schulverwaltungsämtern gibt. »Wir sind zwar für die personelle Ausstattung zuständig«, betonte der Staatssekretär. Es stehe aber auch außer Frage, dass man alle Lehrer hinsichtlich der Digitalisierung schulen müsse. Nur auf reine Freiwilligkeit zu setzen, bringe nichts. »Immer nur einen zur Fortbildung zu schicken und zu hoffen, dass er dann sein Expertenwissen weiterträgt, funktioniert nicht«, so Lösel.
Meyer zu Bexten erläuterte, dass Barrierefreiheit in der IT weit mehr bedeute, als die Unterstützung für Menschen mit Behinderungen. Wie stark diese Technik Menschen mit Sehproblemen helfen kann, welche Stolpersteine es dort jedoch auch gibt, schilderte Patrick Temmesfeld. »Durch die Digitalisierung haben viele Menschen neue Chancen erhalten, allerdings ist sie eben nicht barrierefrei«, sagte er und wies darauf hin, dass eine normale pdf-Datei für Sehbehinderte nicht brauchbar sei. In diesem Bereich würde das Kompetenzzentrum bereits stark mitarbeiten und sein Know-how zur Verfügung stellen. In diesem Zusammenhang erwähnte er das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das unter anderem vorsieht, dass alle digitalen Produkte ab 2025 barrierefrei sein müssen.
Sämtliche großen Softwareanbieter nähmen dieses Thema sehr ernst und beschäftigten sich damit, berichtete Erdmuthe Meyer zu Bexten. Auch die Schulbuchverlage hätten dies bereits auf dem Schirm. Allen war klar, dass der Themenbereich Digitalisierung noch sehr viele Probleme in den Segmenten Datensicherheit, Support und Weiterbildung mit sich bringt. »Sicher ist, dass sich durch Corona dieser Bereich komplett verändert hat und wir heute in einer anderen Welt wie vor Corona leben - von der aktuellen Kriegsthematik einmal ganz abgesehen«, so Lösel.