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Die Philosophenhöhe mit ihren rund 300 Wohnungen erhält ein innovatives Energiemanagement. Foto: Scholz © Scholz

Ein neuer Hybridspeicher sorgt im Neubaugebiet Philosophenhöhe in Gießen für Strom und Wärme.

Gießen. Auf den ersten Blick ist es ein großer schwarzer Würfel, der Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir im Rahmen seiner Energie-Tour vor wenigen Tagen nach Gießen führt. Dieser Würfel hat es allerdings in sich. Denn es handelt sich um den großen Hybridspeicher des Neubaugebietes Philosophenhöhe. Entstanden ist er im Rahmen des Forschungsprojektes FlexQuartier der Technischen Hochschule Mittelhessen. Mit diesem Projekt schaffen THM, Stadt und Stadtwerke in dem Baugebiet ein innovatives Energiemanagement. »Ganz unbescheiden kann ich sagen, dass das Gesamtprojekt Philosophenhöhe ein überregionaler Leuchtturm ist in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und auch für Gießen 2035Null«, sagte Stadträtin Gerda Weigel-Greilich bei der Begrüßung des Ministers von den Grünen.

Fotovoltaik auf 50 Prozent der Dächer

»Der Speicher im FlexQuartier stellt eine Kombination von Speichertechnologien dar und verknüpft deren Vorteile. Besonders innovativ ist die Speicherung von Strom in Form von Hochtemperaturwärme und bedarfsgerechter Rückverstromung in unserer sogenannten Carnot-Batterie, die eine sehr preisgünstige Energiespeicherung mittels Keramiksteinen ermöglicht«, erläuterte Prof. Stefan Lechner. Bei der Stromversorgung des Quartiers setzten die Partner Stadt, Stadtwerke und THM vor allem auf erneuerbare Energie aus Fotovoltaik-Anlagen. »Durch Mitwirkung der Stadt Gießen konnte sichergestellt werden, dass auf mindestens 50 Prozent der Dachflächen Fotovoltaik-Anlagen installiert werden. Nicht direkt für den Eigenbedarf benötigter Strom wird tagsüber auch im Hybridspeicher zwischengespeichert und deckt somit nächtliche Strombedarfe, kann aber auch für die Wärmeversorgung des Quartiers durch Wärmepumpen eingesetzt werden. Über diese wird auch die Umgebungswärme sowie die Abwärme der Energiezentrale für die Bewohner nutzbar gemacht«, erklärte Lechner die Technologie.

»Wir haben vor einem Jahr alle dagesessen und überlegt: Was jetzt? 55 Prozent russisches Erdgas, 50 Prozent russische Steinkohle, 30 Prozent russisches Erdöl. Wir hingen an der Nadel«, skizzierte Al-Wazir den Hintergrund seiner Tour. Im Fokus stünden deshalb neue Technologien. In einem kurzen Zeitraum sei es zwar gelungen, sich vom russischen Lieferanten unabhängig zu machen. Dennoch stelle sich die Frage, wie es langfristig weitergehe. »Wir wollen natürlich keine Notrückholungen von Braunkohle aus der Reserve oder ganz viel Flüssiggas für die nächsten 100 Jahre. Das geht nicht, wenn wir klimaneutral werden wollen«, betonte der Minister.

»Wir haben in dem Neubaugebiet allgemein sehr viele Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt: wasserdurchlässige Oberflächen auf Parkplätzen, ein größerer Grünzug und eine zentrale Versickerungsanlage für Starkregenereignisse«, ordnete Weigel-Greilich das Forschungsprojekt ein. Das Buslinienangebot habe man bereits ergänzt. Rad- und Fußwege seien sehr gut. Ladesäulen für E-Mobilität, Carsharing-Angebote und eine Kindertagesstätte mit fünf Gruppen würden ebenfalls errichtet. Darüber hinaus entstehe auf dem angrenzenden ehemaligen Gelände der Wichern-Gemeinde ein Gemeinschaftsraum, berichtete Weigel-Greilich. Insgesamt acht Hektar umfasse die letzte militärische Konversionsfläche der Stadt - durch die Umwandlung von Militärgelände sei Gießen in den letzten 15 Jahren um rund 20 000 Einwohner gewachsen. Ein Drittel der neuen Wohnungen würden als Sozialwohnungen von der städtischen Wohnbau gebaut. »Ein größeres Baufeld ist noch für gemeinschaftliches, generationenübergreifendes Wohnen reserviert. Im östlichen Teil ist wohnverträgliches Gewerbe vorgesehen«, so die Stadträtin.

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Tarek Al-Wazir informiert sich über die Anlage. Foto: Scholz © Scholz

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