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Süddeutsche: Für Galeria Gießen wird es eng

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Von: Ingo Berghöfer

Gießen . Düstere Aussichten für den Galeria-Standort Gießen? Laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) sind etwa 60 der 131 Filialen des Kaufhauskonzerns von der Schließung bedroht. In einer Analyse hat die SZ die Überlebensfähigkeit der einzelnen Standorte bewertet und kommt dabei - wie bereits die Immobilien-Zeitung im Oktober (der Anzeiger berichtete) - zu eher negativen Perspektiven für Galeria Karstadt Kaufhof in Gießen.

Der Gesamtbetriebsrat habe in einem internen Schreiben vom Dienstag, das der SZ vorliegen soll, »Grausamkeiten« beklagt, auch im Hinblick auf die wochenlange Ungewissheit für die 17 400 Mitarbeiter. Die beiden Sanierer Arndt Geiwitz und Patrick Wahren wüssten kurz vor dem anvisierten Verkündungstermin Ende Januar selbst noch nicht, welche Standorte aufgegeben werden.

Drei Gruppen

Unter Bezug auf ein Buch von Gerd Hessert, Professor für Handelsmanagement an der Universität Leipzig, der bereits 2012 die Überlebensfähigkeit der seinerzeit noch 196 Standorte betriebswirtschaftlich untersucht und ihre Zukunftsaussichten prognostiziert hat, und angereichert durch eigene Recherchen hat die SZ die Galeria-Karstadt-Filialen in drei Gruppen eingeteilt. Zu denjenigen, die »mit hoher Wahrscheinlichkeit« weitergeführt werden, zählt die SZ vergleichsweise erfolgreiche Standorte und die 22 Filialen im Eigentum der Signa-Gruppe von Galeria-Besitzer René Benko. Dann kommen Filialen in vielen mittelgroßen deutschen Städten, »deren Fortführung zwar vielleicht im Moment nicht sicher ist, die sich aber berechtigte Hoffnungen darauf machen dürfen«, so die Süddeutsche.

In ihrem Bestand gefährdet sieht die SZ die Kaufhäuser in der dritten Gruppe, zu denen sie zum einen Doppelstandorte zählt, wo zwei Kaufhäuser in mehr oder weniger großer Nähe zueinander liegen, und zum anderen Einzelstandorte mit schlechten Umsatzzahlen, die zum Teil bereits im letzten Insolvenzverfahren auf der Kippe standen. Zu dieser Gruppe zählt die SZ auch Gießen.

Zwar war das Kaufhaus im Seltersweg damals noch nicht auf der Streichliste, gehörte aber auch nicht zu den umsatzstärksten Häusern im Konzern.

Lage verschlechtert

Die Lage für eigentlich alle Standorte habe sich seit 2020 noch einmal verschlechtert. Der Umsatz des Konzerns halbierte sich seit der Fusion von Karstadt und Kaufhof Ende 2019 und lag laut Bundesanzeiger, der letztverfügbaren Quelle, im September 2021 bei nur noch 1,85 Milliarden Euro. Heute sei es womöglich noch weniger. Der Onlineanteil von Galeria sei weiterhin kaum erwähnenswert, befindet die Süddeutsche.

Galeria selbst hatte vor drei Tagen mitgeteilt, dass die Filialen in der jetzigen Struktur und Anzahl nicht aufrechterhalten werden könnten. Insbesondere von den Verhandlungen mit den Vermietern hänge ab, welche Filialen weiterbetrieben werden können oder geschlossen werden müssen. Zudem hätten mehrere Bieter Interesse an der Übernahme von Filialen geäußert. Eine nahtlose Weiterbeschäftigung bei einem Erwerber biete den Mitarbeitern weitere berufliche Perspektiven.

Die Zahl der Filialen, die im Fokus der Prüfung einer Schließung gestanden hätten, habe deutlich reduziert werden können - zwischenzeitlich war mal von 90 die Rede. Das Interesse mehrerer Bieter an einer Übernahme von Filialen bewertet die SZ als »prinzipiell gutes Zeichen«. Das hab es 2020 nämlich nicht gegeben. Am Ende müsse aber alles passen, »finanziell, konzeptionell und zeitlich«, damit es mit einer Übernahme klappe.

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