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Super Mario trifft auf James Bond

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Um welches Spiel mag es hier gehen? Kapellmeister Martin Spahr mit Laserschwert. Foto: Czernek © Czernek

Gießen (bcz). Opulent, imposant, aber auch lieblich und spielerisch leicht: Die Musikbegleitung von Videospielen ist so unterschiedlich wie die Spiele selbst. Wie opulent diese Klänge sein können, zeigte das dritte Familienkonzert dieser Spielzeit am Sonntagvormittag im Stadttheater Gießen.

Erster Kapellmeister Martin Spahr, der das Orchester mit leichter Hand führte und zudem das Programm moderierte, hatte einen kraftvollen Querschnitt von »Game Music« zusammengestellt, den er zusammen mit dem Philharmonischen Orchester präsentierte. Bekannte Melodien aus Videospiel-Klassikern wie »Super Mario Brothers« oder »Tetris« bis hin zu aktuellen Soundtracks wie »James Bond 007: Blood Stone« hatte er zusammengestellt und dabei ein glücklichen Händchen bewiesen: Den Musikern war die Spielfreude anzumerken und auch das Publikum, von Jung bis Alt, war von Anfang an von den eingängigen Melodien begeistert. Die Kinder erwiesen sich dabei als besonders kompetentes Publikum: Schnell erkannten sie, um welches Videospiel es sich jeweils handelte. Daher wagte Spahr ein kleines Ratespiel: Er legte einen Helm, eine Micky-Maus-Figur, ein Laserschwert und eine Plastikkanone auf den Bühnenrand und wollte wissen, wer die folgenden Musikstücke den Utensilien zuordnen konnte. Das Laserschwert gehörte, na klar, zu »Star Wars«. Bei den anderen Einspielungen wurde es jedoch kniffliger: Die Wasserpistole gehörte zum Actionspiel »Halo«, der Bauhelm stand für das Strategiespiel »Civilisation 4« und Micky Maus für das Rollenspiel »Kingdom Hearts«.

Der polyphone Rahmen erstaunte dabei nicht wenige: Hierbei wurde alles an orchestraler Bandbreite aufgefahren, was ein Symphonieorchester zu bieten hat. Und noch ein bisschen mehr: Auch ein Klavier, eine Harfe und Perkussionsinstrumente, die ansonsten seltener im Gebrauch sind, wurden im Stadttheater aufgefahren. Entsprechend kraftvoll erklang zunächst das Thema »World of Warcraft«, dem Klassiker unter den Videospielen. »In diesem Spiel konnte man zum ersten Mal seinen eigenen Charakter selbst definieren«, erläuterte Spahr.

Die Begleitmusik drückt die gesamte Variabilität des Spiels aus. Und genau dies ist auch der Zweck von Game-Musik: Sie soll die Spieler fordern, unterstützen und bei Laune halten. Sie muss markant sein und Wiedererkennungswert haben, erläuterte Spahr. Im Gegensatz zur Filmmusik, die die Spannung erhöhen soll, müsse Game-Musik vor allem dafür sorgen, das weiter gespielt wird. »Wenn man vor Schreck aus dem Sessel fliegt, wäre das nämlich schlecht«, erläuterte Spahr zum Vergnügen der Besucher. Eine entsprechende Demonstration folgte anhand der Musik zum James-Bond-Spiel »Blood Stone«, in der die berühmte Bond-Melodie klar erkennbar war.

Klangfülle wuchs mit den Jahren

Doch auch die musikalische Entwicklung blieb bei diesem Konzert nicht unberücksichtigt, denn die Klangfülle wuchs erst mit den Jahren. So kommt die Melodieführung von »Tetris« und »Super Mario« mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln und kleinen Tricks daher, im Vergleich zu der Klangfülle heutiger Spiele. Eine Tendenz, die der rasanten digitalen Entwicklung geschuldet ist.

Für Martin Spahr war dies sein Abschied als Kapellmeister des Stadttheaters, ab der kommenden Spielzeit wechselt er in das Gebiet des Schauspiels.

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