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Unterstützung im Quartier

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Astrid Eibelshäuser bilanziert das Förderprogramm BIWAQ im Bistro der Jugendwerkstatt. Foto: Schäfer © Schäfer

Menschen stärken und in Arbeit bringen: Dezernentin Astrid Eibelshäuser gab im Bistro der Jugendwerkstatt Gießen einen Rückblick und Ausblick auf das Förderprogramm BIWAQ.

Gießen. Weshalb in Gießen BIWAQ, das Bundesförderprogramm des Europäischen Sozialfonds (ESF), in den Quartieren Nordstadt einschließlich Flussstraßenviertel (NSt), Eulenkopf und Nördliche Weststadt (WSt) eingesetzt wurde? Astrid Eibelshäuser, Dezernentin für Integration und Soziale Stadterneuerung, begründete dies bei der Abschlussveranstaltung von BIWAQ IV mit der dortigen schlechten Beschäftigungslage.

ZAUG - in Nordstadt und Eulenkopf - und Jugendwerkstatt - in nördlicher Weststadt - waren dabei ausführende Teilprojektträger. Beide arbeiteten unter der Überschrift: »JOBCLUB - Wegbegleiter im Quartier.« Die Maßnahme richtete sich an Menschen ab 28 Jahre. Der bisher letzte von vier Abschnitten endete vergangenen Dezember.

Stadtentwicklung sei der Rahmen, in dem das Programm der Städtebauförderung im Bereich »Sozialer Zusammenhalt« - früher »Soziale Stadt« - angesiedelt ist, so die Stadträtin bei der Abschlussveranstaltung im Bistro der Jugendwerkstatt. »Es geht hauptsächlich um die soziale Stadterneuerung« - und dabei immer um Wohnung, Verbesserung des Wohnumfeldes sowie Partizipation (Teilhabe) »bei denen, die in den benachteiligten Stadtteilen wohnen.« Ziel sei es, Menschen zu stärken, um sie durch Qualifizierung und Bildung in Arbeit zu bringen.

»Die Prozentzahlen in den geförderten Quartieren Nordstadt und Weststadt liegen im Vergleich zum Durchschnitt der restlichen Stadt im Jahr 2022 doppelt so hoch«, informierte die Dezernentin. Sie meinte damit die Arbeitslosenquote (gesamte Stadt 6,2 - NSt 9,9 - WSt 10,4), Hartz-IV-Bezieher (13,7/22,5/26) und Langzeitarbeitslose (2,6/4,1/5,3). »Das BIWAQ-Projekt beinhaltet Angebote, die es so vom Jobcenter nicht gibt.«

Alle vier Jahre gebe es eine neue Programphase. Alle bisherigen vier habe Gießen durchlaufen. »Wichtig sind bei alldem die gemachten Erfahrungen, die wir in Verstetigung bringen können.« Als eines von mehreren Beispielen dafür nannte sie die Werkstattkirche in der Ederstraße. »Nur über eine gute Vernetzung auch mit den Quartiermanagements und Kooperationspartnern, zu denen auch Jobcenter, Wohnbau, Deutsch-Russisches Zentrum und Alevitischer Kulturverein zählen, gelingt ein Erfolg.«

Einen Rückblick auf BIWAQ IV (2019-2022) und einen Ausblick auf BIWAQ V (2023-2026) gaben Vera Stelter und Ekatharina Doulia von der Stabsstelle Soziale Stadterneuerung. Demnach konnten fast 500 Teilnehmer gefördert werden. »Männlich zu weiblich etwa 50:50.« Jeweils von zehn hatten neun einen Migrationshintergrund, waren sieben arbeitslos und vier langzeitarbeitslos. Stelter: »Langzeitarbeitslos ist jemand, der mehr als ein Jahr ohne Arbeit ist. Nach einem Kranksein ist er erst dann wieder langzeitarbeitslos, wenn er erneut ein Jahr ohne Arbeit gewesen ist.« Diese Regelung sei schwer nachzuvollziehen.

Der Zugang zur Zielgruppe sei wegen Corona erschwert gewesen. Von den insgesamt 482 Teilnehmern hätten 27 Prozent keinerlei Schulabschluss und 65 Prozent keinen Berufsabschluss vorweisen können. Die Vertreterin der Jugendwerkstatt erzählte von schwierigen Gegebenheiten beim Bewerbungstraining. Auf die Fragen »Was sind Ihre Stärken?«, »Was können Sie gut?« seien die Antworten »Ich traue mir nichts zu« und »Da fällt mir nichts ein« symptomatisch gewesen. Bei 104 von ihnen sei es gelungen, sie zu vermitteln, erzählte Stelter. Dies ist mehr als jeder Fünfte. Dazu beigetragen hätten die Angebote berufliche Orientierung, Bewerbungstraining, Kompetenzanalysen, Vermittlung und Begleitung in Beschäftigung, Qualifizierungen, Praktika, Digitalisieren, sprachliche Bildung, Wohnumfeldgestaltung sowie sozialintegrative Maßnahmen.

Das Antragsverfahren der Stadt für die fünfte BIWAQ-Förderphase laufe aktuell, erzählte Doulia in ihrem Ausblick. Das Projekt »Startklar - Nachhaltige Berufsqualifizierung im Quartier« soll voraussichtlich im Juli beginnen. Kooperationspartner werden erneut das Jobcenter, die Quartiersmanagements, Wohnbau, Diakonie; dazu Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und die »AKTION Perspektiven« sein.

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