Unterwegs mit Polizeieskorte

Theorie und Praxis verbunden: Die »Biker-Safety-Tour« führte über 190 Kilometer durch mittelhessische Landschaft. Unter den Bikern war auf der Gießener Polizeipräsident Bernd Paul.
Gießen. 190 Kilometer legten die Teilnehmer bei der Biker-Safety-Tour durch Mittelhessen zurück. Für die meisten war es ein besonderes Erlebnis, in dieser ungewöhnlichen Formation, begleitet von zwei Polizeimotorrädern und drei Krädern der Johanniter-Unfallhilfe, auf den Straßen unterwegs zu sein und mittelhessische Highlights auf zwei Rädern zu erleben. Zehn Neuanfänger oder Wiedereinsteiger durften dabei sein und hatten Spaß.
»Aus Sicherheitsgründen«, so Polizeisprecher Martin Ahlich von der veranstaltenden Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf beim Polizeipräsidium Mittelhessen, musste die Teilnehmerzahl auf zehn Fahranfänger oder Wiedereinsteiger begrenzt werden. Am Ende kamen alle gut zurück zum Polizeipräsidium in der Ferniestraße, freute sich Polizeihauptkommissar Markus Schaf, Koordinator Kradwesen bei der Polizei Mittelhessen.
Sein Chef, Polizeipräsident Bernd Paul zählte zu den Bikern im Pulk und hatte sicher auch ein waches Auge auf die Abläufe der Tour. Bevor die Frauen und Männer mit Helm, Motorradbekleidung und Handschuhen auf die Maschinen stiegen, mussten sie im Schulungsraum etwas Theorie ertragen. Dann startete die Tour, bei der an drei Stationen verschiedene Themen besprochen wurden und auch praktische Vorführungen auf dem Plan standen.
Tipps zu Erster Hilfe
Die mitfahrenden drei Johanniter-Biker sind ausgebildete Rettungshelfer, -sanitäter oder Rettungsassistenten. Jährliches Fahrsicherheitstraining ist Voraussetzung für den Dienst in der Motorradstaffel, ebenso mindestens 30 Stunden jährliche Fortbildung für Rettungsdienstmitarbeiter. Bei der Biker-Safety-Tour bestand ihre Aufgabe aber nicht nur im Fahren auf den mit Blaulicht und Martinshorn ausgestatteten schweren Maschinen, sondern sie gaben am Wanderparkplatz Zollbuche, dem ersten Stopp, Tipps zur Ersten Hilfe bei Motorradunfällen. Unter anderem zeigten die Experten auch das schonende Abnehmen des Helms bei verunfallten Motorradfahren und die stabile Seitenlage.
Claudia Müller fuhr mit ihrer Kawasaki mit und zeigte sich beeindruckt, als die Kradfahrer der Polizei eine Straße für das Abbiegen sperrten und so die Mitfahrenden als Kolonne weiterfahren konnten. Auch bei der Firma Wagener in Heskem, einem Landmaschinenhändler, machte sie große Augen: Von einem großen Traktor aus der Fahrerkabine auf die Straße zu schauen, gestalte sich ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte: Einige Ecken und Winkel rund um sein schweres Fahrzeug kann der Maschinist von dort oben nicht sehen, so ihre praktische Erkenntnis. Sie war zum zweiten Mal bei einer solchen Tour dabei und will bei der nächsten Gelegenheit wieder mitfahren. Die Perspektive und das Verständnis zwischen Landwirten und Freizeitbikern standen im Mittelpunkt der letzten Station und die Frauen und Männern staunten. Stephanie Schreiber, eine der fünf teilnehmenden Frauen, fand die Aufklärung über die Gefahren beim Motorradfahren sehr hilfreich. Seit September 2021 ist sie mit ihrem Krad täglich unterwegs, außer wenn es regnet.
Jüngster Teilnehmer auf 125 Kubik
Jüngster Teilnehmer war Florian Blatt und er hatte die kleinste Maschine mit 125 Kubikzentimetern. Seit zwei Wochen ist er im Besitz des Führerscheins und jetzt fuhr er mit seinem Vater mit. Der wechselte auf ein großes Motorrad, verfügt jetzt über 790 Kubik und viel mehr Kraft, nachdem er die kleine Maschine seinem Sprössling abgegeben hat. »Die Strecke war sehr gut«, freute sich der Neuling, ein Stück Gießener Ring und B 49 zählte dazu, später fuhren die Biker durch schöne Landschaften. Vorbei am Aartalsee, über die Zollbuche und die Sackpfeife führte die Strecke. Wer der älteste Teilnehmer war, ließ sich nicht ermitteln. Ein Mitfahrer witzelte nur, er habe sich gleich nach der Scheidung ein Motorrad zugelegt.
Gute drei Stunden verbrachten die Teilnehmer auf den Sitzbänken ihrer Maschinen. Und sie durften bei einer Rast durch das Lasermessgerät schauen und konnten dabei ein Gefühl über die gefahrenen Geschwindigkeiten entwickeln. Experte und Polizeibeamter Markus Schaf erläuterte die Messtechnik. Sein Kollege schilderte den Frauen und Männern, deren Herz für das Motorradfahren schlägt, das Verhalten in bestimmten Situationen. Bei kalten Getränken und gegrillten Bratwürstchen, die Martin Ahlich servierte, tauschten sie sich auf dem Hof des Polizeipräsidiums bei »Benzingesprächen« noch etwas aus.
Dank für perfekte Organisation
»Danke für den schönen Tag«, verabschiedeten sich die Frauen und Männer am Ende und sprachen damit den Verantwortlichen, die den halbtägigen Event perfekt organisiert hatten, ein großes Lob aus.