Verschiedene Trauerphasen

Fünf Trauerphasen hat Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross in ihrer Forschungsarbeit Ende der 60er ausgemacht: Leugnen, Wut, Verhandlung, Depression sowie schließlich Annahme und Akzeptanz.
Gießen. Fünf Trauerphasen hat die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross in ihrer berühmten Forschungsarbeit Ende der 1960er Jahre ausgemacht: Leugnen, Wut, Verhandlung, Depression sowie schließlich Annahme und Akzeptanz. Auf diese Weise nähern sich demnach sterbenskranke Menschen der Erkenntnis von ihrem nahenden Tod. Im neuen Stück von Constantin Hochkeppel, künstlerischer Leiter der Tanzsparte am Gießener Stadttheater, geht es darum, wie Angehörige mit der Trauer umgehen. In Bezugnahme auf die Arbeit von Kübler-Ross lautet der Titel »Five Stages of Grief«, an diesem Samstag (19.30 Uhr) feiert die Inszenierung Premiere.
Das Große Haus wird dabei großräumig bespielt, wie Dramaturgin Caroline Rohmer im Pressegespräch erläutert. Schon im Eingangsbereich erwarten die Besucher demnach einige kleinere Performances, rund um den Theatersaal sorgen die sieben Tänzer des Ensembles ebenso wie die beteiligten Musiker des Philharmonischen Orchesters (Leitung: Andreas Schüller) und der Opernchor für kurze Begegnungen mit dem Thema. Im Foyer steht zudem ein vom Kölner Bühnenbildner Philipp Basener gestalteter Container, der als eine Art Sterbezimmer verstanden und betreten werden kann. Dort werden einzelne Besucher im Verlauf des ersten Teils dieses Stücks auch einzelnen Tänzern gegenüberstehen.
Persönliche Bezüge fließen ein
»Trauer ist ein Prozess«, sagt Dramaturgin Rohmer. Und genau dieser Entwicklung wolle man sich mit der Inszenierung annähern. Dazu hat Hochkeppel, ein Vertreter des Physical Theatre, wieder zusammen mit dem Ensemble viel Recherche betrieben, Mitglieder eines Hospizvereins zum Gespräch getroffen und auch individuelle Annäherungen an das Thema einfließen lassen. Persönliche Bezüge der Künstler werden damit ebenso Teil des Abends wie eine gesellschaftliche Dimension, die verhandelt werden soll.
Während sich die Besucher dabei im ersten Teil individuell durch die Räumlichkeiten des Hauses begeben und die Performances »im selbstbestimmten Rhythmus« entdecken können, werden sie im zweiten Teil des Abends in den Theatersaal geleitet, wo die Inszenierung dann auf der Bühne fortgesetzt wird. Zum musikalischen Programm gehören fünf Stücke von zeitgenössischen Komponisten, darunter der Este Arvo Pärt. Die Bühnenkulisse besteht aus riesigen schwarzen Kristallen, auch der Opernchor befindet sich dann auf der Bühne, um die Tänzer mit sphärischen, mythischen und dynamischen Klängen zu begleiten.
Regisseur Hochkeppel kündigt einen Abend an, »der uns erlaubt, ein ganzes Spektrum an Gefühlen zu erleben«. Und er verspricht, dass es trotz des Themas »nicht deprimierend wird, sondern auch humorvolle, leichte, kunstvolle Momente zu erleben sind.« Das Stück ist Besuchern ab 15 Jahren empfohlen.