»Versuchen, früh dran zu sein«

Das nächste OK-Kid-Musikfestival »Stadt ohne Meer« läuft am 8. und 9. Juni 2023. Der Vorverkauf ist gestartet.
Gießen. Wenn sich Jonas Schubert, Sänger von OK Kid, an die jüngste Ausgabe des von seiner Band organisierten Musikfestivals «Stadt ohne Meer« erinnert, gerät er umgehend ins Schwärmen. Das zweitägige Spektakel im Juni war bereits Wochen vorher ausverkauft, das Publikum aus der Region und der gesamten Republik bestens gelaunt, die eigen Show auf der großen Freiluft-Bühne im Schiffenberger Tal euphorisierend. So, dass der schweißgebadete Frontmann nach seinem Auftritt Abkühlung in einem Minipool suchte und fand. Für seine 2013 in Gießen formierte Band war es einer der Höhepunkte eines »komischen Jahrs«, wie Schubert im Gespräch mit dem Anzeiger bilanziert. Nun laufen die Vorbereitungen der nächten, fünften Ausgabe von »Stadt ohne Meer«. Karten dafür sind ab sofort über die Festival-Homepage www.stadt- ohne-meer.de zu bekommen.
Um zu wissen, wen man da eigentlich an Besuchern auf das Festivalgelände lockt, haben Schubert und seine beiden OK-Kid-Mitstreiter Moritz Rech und Raffael Kühle eine Besucheranalyse in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Der Altersdurchschnitt liegt bei 25 Jahren. Die Hälfte der Musikfans kommt aus einem Umkreis von 20 Kilometern. Die andere Hälfte aus der gesamten Republik und teilweise sogar aus dem Ausland.
8000 Besucher an zwei Tagen
So sieht Schubert das 2018 erstmals initiierte »Stadt ohne Meer« auf dem richtigen Weg. Zwar zähle es mit seinen 8000 Besuchern an zwei Tagen zu den vergleichsweise kleineren Festivals im Land, dafür könne es aber mit viel Atmosphäre, den beiden eng nebeneinanderliegenden Bühnen, einem »coolen Line-up« und kurzen Wegen punkten.
Den Besuchern verspricht Schubert, auch weiterhin Musik jünger Künstler zu bieten, die vor einer vielversprechenden Karriere stehen. Bei der Sängerin Nina Chuba etwa habe das ebenso funktioniert wie bei dem Rapper Trettmann, die beide mittlerweile zu den großen Nummern im Indie-Bereich gehören.
Doch wie schaffen die drei OK-Kid-Organisatoren es immer wieder, solch spannende Künstler aus dem weiten subkulturellen Bereich zwischen Rap und Rock nach Gießen zu holen, die sonst meist nur in den großen Städten zu erleben sind? »Wir versuchen einfach, früh dran zu sein«, lautet die Antwort. Bevor der Hype losgehe, die Tourneen der Künstler ausverkauft seien und ihre Gagen entsprechend steigen. Das gelinge weil die drei in Köln lebenden Musiker »gut vernetzt sind, viel Musik hören und sich ständig über neue Sachen unterhalten«, wie Schubert aufzählt. »So bekommt man ein Gefühl dafür und weiß, da wird etwas passieren.«
Das war im vergangenen Sommer umso wichtiger, weil es für die Band selbst Höhen und Tiefen gab. Eine größere Tour im Herbst wurde aufs Frühjahr verschoben, mittendrin ist einer der Beteiligten an Corona erkrankt, Konzerte mussten ausfallen. Auch OK Kid erlebte damit die Unsicherheiten, die derzeit die gesamte Konzertbranche beschäftigen. »Halbvoll ist das neue Ausverkauft«, bringt es Schubert auf den Punkt. Auch manche Festivals mussten in der aktuellen Krise die Segel streichen.
Umso mehr freut er sich, wie erfolgreich das zweitägige Konzertprogramm nach der Corona-Unterbrechung wieder Fahrt aufgenommen hat. »Stadt ohne Meer« hat sich einen festen Platz im deutschen Festivalkalender erobert. Bei den Bands müsse dafür längst nicht mehr getrommelt werden, erklärt Schubert. Den sei der Stadtort mittlerweile bekannt. Doch »im Optimalfall kommt es auf die Namen gar nicht mehr an. Die Atmosphäre soll vielmehr entscheidend sein«, erklärt der OK-Kid-Sänger.
Dafür sorgt die Band mit vielen organisatorischen Details. Tischtennis und Tischkicker, künstlerische Deko-Elementen und ein Vintage-Markt zählen etwa dazu. Das Catering kommt von regionalen Betrieben. Für jeden Besucher gebe es ausreichend Platz, die Größe des Publikums sei noch immer überschaubar. So kann sich Schubert vorstellen, künftig noch ein paar Zuschauer mehr auf dem Gelände unterzubringen. »Ein bisschen Luft ist schon noch da, ohne dass es zu voll wird.«
Auf jeden Fall aber wird der Camping-Bereich vergrößert, der in diesem Jahr erstmals angeboten wurde und ganz schnell ausgebucht war. Am Festival-Wochenende gebe es ja in ganz Gießen kein Zimmer mehr, manche hätten in ihren Autos geschlafen, andere seien zu Fuß bis zum Campingplatz nach Kleinlinden gelaufen, erzählt Schubert. »Das gehört dazu und war eigentlich überfällig.« Den Campern wolle man im nächsten Jahr zudem die ein oder andere spezielle »Überraschung« bieten. Und noch etwas kündigt der OK-Kid-Frontmann an, ohne konkret zu werden. Im nächsten Jahr feiert die Band ihr zehnjähriges Bestehen. »Und ein Jubiläum ohne OK Kid wird es bei dem Festival natürlich nicht geben.«
Der Vorverkauf für das Festival am 9. und 10. Juni hat begonnen. Die Namen der beteiligten Musiker werden zunächst noch nicht veröffentlicht, dafür gibt es die »Vertrauensvorschuss-Tickets« zum vergünstigten Preis. 20 Bands solen dann im Sommer in Gießen auftreten. »Es werden einige bekannte Namen dabei sein«, kündigt Jonas Schubert an.
