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Vielfältiger und zukunftssicherer Job

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Von: Petra A. Zielinski

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Der Beruf Elektroniker beinhaltet viel mehr als nur Steckdosen anschrauben, wie Max Kupka (links) und Justin Jung zeigen. Foto: Zielinski © Zielinski

Max Kupka und Justin Jung werden Elektroniker mit Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik. Beide absolvieren gerade eine Ausbildung bei Elektro Bechtold in Kleinlinden.

Gießen . »Büroarbeit passt einfach nicht zu mir«, sagt Max Kupka. Aus diesem Grund hat sich der heute 18-Jährige nach seinem Realschulabschluss an der Clemens-Brentano-Schule in Lollar mit Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik auch für einen Beruf im Handwerk entschieden. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Im Gegenteil. »Es läuft so gut, dass ich voraussichtlich meine Lehrzeit bei Elektro Bechtold in Kleinlinden verkürzen werde«, erzählt er.

Die Umstellung vom Sitzen auf der warmen Schulbank hin zur körperlich anstrengenden Arbeit auf der Baustelle sei ihm anfangs nicht leicht gefallen. »Aber ich habe mich schnell an die neuen Strukturen gewöhnt und durch meine Arbeit viel an Lebenserfahrung gewonnen«, erklärt der Kleinlindener, der sich im dritten Lehrjahr befindet.

Das ist auch Justin Jung so ergangen, der im gleichen Elektrofachbetrieb arbeitet und sich bereits im vierten Lehrjahr befindet. In zwei Wochen wird er seine Prüfung ablegen. »Am Anfang war ich kurz davor, abzubrechen«, gesteht Jung, der seinen Realschulabschluss an der Adolf-Reichwein-Schule in Pohlheim gemacht hat. Zum einen habe ihn das frühe Aufstehen gestört, zum anderen aber auch die ungewohnte Arbeit auf der Baustelle.

Zum Durchhalten motiviert

»Schlitze stemmen, Durchbrüche bohren und Dosen fräsen war anfangs nicht so mein Ding«, berichtet er. Seine Eltern und die Oma hätten ihn aber motiviert, durchzuhalten. Dafür ist der 20-Jährige seiner Familie heute sehr dankbar. »Mittlerweile mache ich alles gerne«, freut er sich. »Es ist einfach schön zu sehen, wie alles nach getaner Arbeit funktioniert.«

Mit ihrer Ausbildung sind Beide sehr zufrieden. »Der Beruf des Elektronikers Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik ist sehr vielfältig«, unterstreicht Max Kupka. Vor allem in einem kleineren Betrieb habe man die Möglichkeit, in alle Bereiche - von der Automatisierungstechnik bis hin zur Telekommunikation - reinzuschnuppern. »Man sieht jeden Tag etwas Neues und weiß morgens oftmals nicht, was einen so alles erwartet.«

Bei Elektro Bechtold würden die Auszubildenden schnell an die Selbstständigkeit herangeführt. »Es ist nicht schlimm, wenn man mal einen Fehler macht«, betont er. Ein Azubi sei immer mit einem Gesellen unterwegs. »Da wir mit unterschiedlichen Gesellen rausfahren, lernen wir von jedem etwas anderes. In diesem Beruf hat jeder spezielle Talente.«

Technisches Verständnis wichtig

Aktuell ist er mit einem Gesellen in einer Laubacher Seniorenresidenz im Einsatz. »Hier verlegen wir Kabel für Accesspoints (WLAN) auf den Fluren«, berichtet er. Nicht nur auf dieser Baustelle hat der junge Mann die Erfahrung gemacht, dass man in seinem Beruf kommunikativ sein sollte. »Die alten Menschen haben großes Interesse an meiner Arbeit, fragen mich, was ich so mache und warum. Ab und zu helfe ich ihnen auch mal, den Fernseher einzuschalten oder eine Flasche zu öffnen.«

Justin Jung ist gerade mit der Fertiginstallation eines Neubaus in Neu-Ansbach beschäftigt. Einig sind sich die Beiden, dass Elektroniker(in) Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik ein verantwortungsvoller, zukunftssicherer Beruf ist, bei dem neben körperlicher Arbeit auch Köpfchen gefragt ist. »Man sollte schon gut in Mathe und Physik sein und über technisches Verständnis verfügen.«

Die Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Beruf sind vielfältig: »Man kann seinen Meister machen, sich zum staatlich geprüften Elektrotechniker weiterbilden oder ein duales Studium aufnehmen«, erklärt Max Kupka. Auch Spezialisierungen, beispielsweise auf Brandmeldetechnik, Smart Homes, Netzwerk- oder Sicherheitstechnik seien möglich.

Während Max Kupka gerne in einem kleineren Betrieb bleiben und sich dazu weiterbilden möchte, zieht es Justin Jung in die Industrie.

Vor allem der Schaltschrankbau hat es ihm angetan. Beide sind froh, dass sie bei Elektro Bechtold schnell einen Ausbildungsplatz bekommen haben. »Ich habe morgens eine Mail geschickt und mittags wurde ich schon eingeladen«, erinnert sich Max Kupka. Das sei leider nicht die Regel. Einige Betriebe hätten noch nicht mal auf seine Bewerbungen geantwortet. »Kein Wunder, dass dann die Fachkräfte fehlen.«

Auch Tim Hermann hat seine Ausbildung schon bei Elektro Bechtold absolviert. Nach seiner Weiterbildung zum staatlich geprüften Elektrotechniker hat er 2017 das Unternehmen übernommen. Der in das Installateurverzeichnis eingetragene Meisterbetrieb wurde 1925 von Elektromeister Heinrich Bechtold in Kleinlinden gegründet und war über drei Generationen im Familienbesitz. Das Leistungsspektrum umfasst die gesamte Gebäudetechnik, angefangen von modernster Netzwerktechnik bis hin zu ausgefeilten Lichtkonzepten.

»Aktuell sind die Erneuerung von Zähleranlagen, der Einbau appfähiger Elektrosysteme sowie das Prüfen und die Montage von E-Ladestationen stark nachgefragt«, berichtet Tim Hermann. Gerne berät der Fachmann Kunden bei der Optimierung von Lichtsystemen. »Energiesparen ist ein ganz großes Thema«. Der Kundenstamm setze sich zu gleichen Teilen aus Unternehmen, der öffentlichen Hand und Privatleuten zusammen.

Seit Tim Hermann denken kann war Elektro Bechtold schon ein Ausbildungsbetrieb. »Wir bekommen immer viele Bewerbungen, allerdings sind nicht alle Bewerber qualifiziert«, betont er.

Wichtig sind ihm neben guten Mathe- und Physikkenntnissen vor allem auch soziale Kompetenzen. Und: »Probearbeiten macht auf jeden Fall vor Beginn der Ausbildung Sinn.«

Elektroniker(innen) mit Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik sorgen nicht nur dafür, dass Anderen »ein Licht« aufgeht, sondern planen die gesamte elektrische Versorgung von Gebäuden. Sie installieren komplexe energietechnische Anlagen sowie elektronische Steuer- und Regelsysteme. Auch das Warten, Prüfen und Dokumentieren gehören zu den vielseitigen Aufgaben. Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre, kann aber bei guten Noten verkürzt werden. Der Beruf hat Perspektive, denn die Produkte, mit denen ein Elektroniker(in) Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik arbeitet, helfen beim Energiesparen und beim Umweltschutz. Mindestvoraussetzung ist ein qualifizierter Hauptschulabschluss. Das Gehalt während der Ausbildung beträgt im ersten Lehrjahr 770 Euro, im zweiten 835 Euro, im dritten 945 Euro und im vierten 1010 Euro. (paz)

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Büroarbeit ist selten, hier erklärt Tim Hermann seinen beiden Azubis Justin Jung und Max Kupka einen Schaltplan. Foto: Zielinski © Zielinski

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