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»Vollständiger Verlust droht«

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Seit Frühjahr 2021 ist der Uferweg am Schwanenteich gesperrt. Er gilt als nicht verkehrssicher. Foto: Simon Derenek © Simon Derenek

Seit über zehn Jahren gibt es Probleme mit dem Damm am Schwanenteich in Gießen. Die Sanierung steht auf der Tagesordnung.

Gießen. Wie geht es weiter mit dem Uferweg am Schwanenteich? Die Meinungen darüber gehen derzeit weit auseinander. Fakt ist, dass der Weg seit 2021 gesperrt ist. Teichwasser dringt durch das Erdreich in Richtung Wieseck, weshalb die Stadt den Dammweg als nicht verkehrssicher eingestuft hat. Keine grundsätzlich neue Situation, wie die zuständige Stadträtin Gerda Weigel-Greilich auf Nachfrage des Anzeigers deutlich macht. »Bereits seit Anfang 2011 traten Undichtigkeiten beim Damm auf. Entsprechende geotechnische Untersuchungen belegten auch die Ursachen. Im Laufe der Jahre wurden regelmäßig Absenkungen punktuell im Verlauf des Dammweges aufgefüllt«, berichtet die Politikerin der Grünen. Unter dem Namen »Pilotprojekt Bitterling« wollte die Stadt den Weg bereits 2012 sanieren. Wegen eines Bürgerbegehrens wurde das Projekt seinerzeit zurückgestellt. Auf Beschluss der Stadtverordneten ist das Pilotprojekt, bei dessen Umsetzung Bäume am Ufer gefällt werden müssten, nun zurück.

Neben den Undichtigkeiten seit 2011 »kam es 2019 zu einem Einbruch (Absenkung circa 1,50 Meter tief und etwa 1,20 Meter mal 1, 80 Meter in der Ausdehnung), der nur durch massive Materialauffüllungen und Verdichtungen ausgebessert werden konnte. 2021 im Frühsommer musste die Undichtigkeit an zwei Stellen durch eine provisorische Abdichtung gemindert werden«, erläutert die Stadträtin.

»Standsicherheit ist nicht mehr gewährleistet«

Allein aus Gründen der Verkehrssicherheit habe man diesen Teilbereich gesperrt. Und: »Infolge der Wasseraustritte bilden sich im Damm Hohlräume, welche bei fortgesetztem Materialaustrag die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet«, resümiert die Stadträtin. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat das Stadtparlament im Juli beschlossen, das »Pilotprojekt Bitterling« beim Landesförderprogramm Hessenkasse anzumelden. In der Beschreibung heißt es, dass »die ökologische Bedeutung der Teichanlage akut gefährdet ist und ein vollständiger Verlust infolge der Undichtigkeit des Dammbauwerks droht. Mit der ökologischen Aufwertung der Teichanlage wird das Ziel verfolgt, diese als Sekundärbiotop und somit Laich-, Brut- und Nahrungshabitat zu entwickeln.« Speziell für besonders bedrohte Arten, welche zum Teil auch einen europäischen Schutzstatus genössen, werde diese Maßnahme von besonderer Bedeutung sein. »Die Dammsanierung spielt hierbei eine grundlegende Rolle, um eine Dichtigkeit der Anlage und somit den Fortbestand des Lebensraumes zu sichern«, ist in der Beschreibung nachzulesen. Gegen die Sanierung des gesamten Damms und damit einhergehende Fällungen von Bäumen am Ufer richtet sich die erst vor wenigen Wochen gegründete Bürgerinitiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich«.

AfD spricht sich für Bürgerinitiative aus

Sie hat ein Bürgerbegehren gegen die geplante Sanierung angekündigt. Einen Fürsprecher hat die BI in der AfD. Sandra Weegels, Vorsitzende der Fraktion im Stadtparlament, teilt schriftlich mit: »Es ist doch interessant zu sehen, wie sich die Grünen gewandelt haben: Noch in den 80er und 90er Jahren ketteten sie sich an Bäume, um diese vor der Fällung zu bewahren. Und heute lässt Frau Weigel-Greilich, erst als Bürgermeisterin und jetzt als zuständige Stadträtin, einen Baum nach dem anderen am Schwanenteich und in der Wieseckaue umhauen.« Ihre Fraktion begrüße die Initiative. Es sei gut, wenn die Leute begriffen, dass die »rot-rot-grüne Stadtregierung ihre ganz eigene Agenda verfolgt. Zu erinnern sei an dieser Stelle nur einmal an die 40 Pappeln, die der ›grünen‹ Kettensäge zum Opfer fielen. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass es der Fachexpertise des Gartenamtes zu überlassen ist, welche Bäume eine Gefahr darstellen oder inwiefern Uferbereiche am Schwanenteich für Spaziergänger gefährlich werden könnten, und nicht einer politisch-orientierten Stadträtin«, so die AfD-Politikerin. Im Hinblick auf das Klimaziel Gießen 2035Null führt Weegels aus: »Das bedeutet neben weiteren Einschnitten auch den Verzicht auf den eigenen Pkw und Umstieg aufs Fahrrad. Und zu dessen Gunsten fallen jetzt die Bäume? Vielleicht sollten sich die Grünen zurück zu ihren Ursprüngen begeben und nicht kontinuierlich das vernichten, wofür sie sich selbst mal in Ketten gelegt haben.«

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