Von Gießen zurück ins Rheinland

Die Justus-Liebig-Universität in Gießen braucht einen neuen Präsidenten. Denn Amtsinhaber Joybrato Mukherjee ist heute zum neuen Rektor der Universität zu Köln gewählt worden.
Gießen . Die Justus-Liebig-Universität (JLU) kann schon mal die Stellenanzeige formulieren und sich auf die Suche nach einem neuen Präsidenten - oder erstmals einer Präsidentin - machen: Prof. Joybrato Mukherjee verlässt Gießen und wird neuer Rektor der Universität zu Köln. Wie die Pressestelle der nordrhein-westfälischen Hochschule mitteilt, hat die Hochschulwahlversammlung, die jeweils zur Hälfte aus den Mitgliedern des Senats und des Hochschulrats besteht, Mukherjee am gestrigen Mittwoch »mit überwältigender Mehrheit« gewählt. Der Anglist war einziger Kandidat auf der Grundlage eines Wahlvorschlags der Findungskommission.
Joybrato Mukherjee war 2009 zum JLU-Präsidenten gewählt und 2015 und 2020 im Amt bestätigt worden. Im vergangenen Jahr hatte er aber schon einmal mit einem Weggang geliebäugelt und sich um den Posten als Präsident der Humboldt-Universität (HU) in Berlin beworben. Seine Bewerbung zog er jedoch noch vor der Abstimmung zurück und begründete dies mit einem, im Falle seiner Wahl, vollständig männlich besetzten Präsidium. Im Anschluss wurde die gebürtige Marburgerin Julia von Blumenthal ohne Gegenkandidaten zur HU-Präsidentin gewählt. Er habe an der JLU »eine Aufgabe, für die ich für sechs Jahre gewählt worden bin. Und die möchte ich erfüllen«, betonte Mukherjee später im Interview mit dem Anzeiger.
Nun wird er sich doch vor dem regulären Ende seiner dritten Amtszeit verabschieden. Er freue sich auf den neuen Posten und darauf, »dass diese neue Aufgabe mich in meine Heimat, das Rheinland, zurückführen wird«, wird Mukherjee in der Pressemitteilung der Kölner zitiert. Der 49-Jährige wurde in Düren geboren und hat in Nordrhein-Westfalen studiert. 2003 erhielt er einen Ruf an die JLU und wurde Professor für Englische Sprachwissenschaft. Bei seinem Amtsantritt 2009 als Nachfolger von Prof. Stefan Hormuth war er deutschlandweit der jüngste Universitätspräsident. Neben dem Vorsitz des JLU-Präsidiums ist Mukherjee seit Januar 2020 Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
In Köln folgt er auf Prof. Axel Freimuth. Der Physiker hat das Amt des Rektors seit April 2005 inne, Ende September geht er in den Ruhestand. Die Bewerbungsfrist für seine Nachfolge endete am 8. Januar, die Universität hatte die Stellenausschreibung Anfang Dezember veröffentlicht. Die Kölner Hochschule gehört mit über 43 000 Studierenden zu den größten Präsenzuniversitäten in Deutschland. Die Amtsübergabe an Mukherjee ist für Oktober geplant.
In Köln freut man sich auf den künftigen Rektor: Man habe mit Mukherjee »einen profilierten Hochschul- und Wissenschaftsmanager« für die Leitung der Universität gewinnen können. Der 49-Jährige bringe »Erfahrungen an der Spitze einer traditionsreichen Volluniversität und einer der bedeutendsten Förderorganisationen Deutschlands ein und steht wie kaum ein anderer für Weltoffenheit im Hochschulbereich«, sagt Dr. Richard Pott, Vorsitzender des Hochschulrates und der Findungskommission.
Wie die Pressestelle der JLU mitteilt, wird der Noch-Präsident »weiterhin vollumfänglich seinen Dienstaufgaben« in Gießen nachgehen, Zeitpunkt und Rahmenbedingungen der Amtsübergabe in Köln »werden noch festzulegen sein«. Für eine etwaige Übergangszeit zwischen dem Wechsel nach Köln und der Wiederbesetzung des Präsidentenamtes gebe es klare Regelungen. Mit Prof. Katharina Lorenz, Prof. Martin Kramer und Prof. Alexander Goesmann hat Mukherjee derzeit drei Stellvertreter. Das fünfköpfige Präsidium wird durch Kanzlerin Susanne Kraus komplettiert. Es werde »zu jedem Zeitpunkt vollständig handlungsfähig sein«, versichert die Hochschule.
