Von Schiffchen, Ketten und dem Schärbaum

Gießen (red). Wie spannend ein Ausflug in die engste Nachbarschaft sein kann, erlebten kürzlich die Linneser Frauen: Nachdem sie sich bei vorangegangenen Terminen über Schafzucht und das Spinnen von Schafwolle informiert hatten, stand nun also das Weben auf dem Programm - und damit ein Besuch bei Roswitha Reiter in Kleinlinden. Reiter ist neben ihrem Beruf als Kinderkrankenschwester auch eine ausgebildete Weberin.
Dabei ist die Kleinlindenerin durch einen Zufall zum Weben gekommen. Im Urlaub besichtigten sie und ihr Mann die Museumsweberei Geltow, und dort hat es gewissermaßen »gefunkt«. Roswitha Reiter machte eine vierjährige Lehre als Weberin im Wendland und schloss mit der Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Lüneburg ab.
Die Linneser Frauen erfuhren zunächst etwas über die Geschichte der Weberei, über Farb- und Materialkunde und den Weg von der Faser zum Stoff. Bevor das eigentliche Weben beginnt, sind mehrere, recht zeitintensive Schritte zu gehen. Roswitha Reiter macht sich einen Plan wie ein Architekt, berechnet Garn und Größe des Werkstücks, macht sich ein Muster.
Die Linneser Frauen beobachteten gespannt, wie die sogenannte Kette an einem Schärbaum entsteht und sorgsam abgenommen wird. Erst dann begaben sich alle ein Stockwerk höher, um nun auch den beeindruckenden Webstuhl in Augenschein zu nehmen. Roswitha Reiter erklärte die vielen Handgriffe, bevor das Schiffchen so lange hin und her sausen kann, bis ein fertiges Tuch entsteht.