Wahres Eldorado für seltene Tierarten

Im Botanischen Garten in Gießen gab es einen informativen Rundgang mit dem Biologen Hans Bahmer
Gießen (red). Begeistert waren die Teilnehmer von dem Rundgang durch den Botanischen Garten mit dem Biologen und Naturfotografen Hans Bahmer. 24 Personen folgten der Einladung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND).
Die Gruppe startete am Eingang Sonnenstraße mit einem Blick auf die seit einigen Jahren in Baumhöhlen der Platanen ansässigen wilden Honigbienen und erfuhren, mit welchen Gefahren diese Art kämpft.
Danach ging es weiter zum Sandtrockenrasenbeet, das sich zum Wildbienen-Hotspot der Stadt gewandelt hat. Dank der langjährigen Beobachtungen von Experte Hans Bahmer konnten dort mehrere Wildbienenarten wie die Frühlings-Seidenbiene, die Efeu-Seidenbiene, die Weißbart-Sandbiene und die vom Aussterben bedrohte Bärenklau-Sandbiene nachgewiesen werden.
Beobachtet wurden die bei Sonnenschein aktiven Männchen der Efeu-Seidenbiene, die mit zunehmender Wärme eifrig flogen und nach Weibchen Ausschau hielten. Die solitär lebenden Weibchen bauen Niströhren in den Sand des Beetes und kleiden diese mit einem feinen Seidengewebe aus. Nach der Paarung werden in einzelne Brutkammern Eier abgelegt und diese mit gesammeltem Pollen versorgt. Bis zum nächsten Jahr entwickelt sich dann die neue Generation Wildbienen und schlüpft rechtzeitig zur Efeu-Blüte, der Hauptnahrungsquelle dieser Art. So wurde deutlich, dass es nicht viel mehr als lockeren Sanduntergrund braucht, um einen Standort für seltene Bienen zu schaffen, allerdings darf dann keine regelmäßige Pflege der Fläche durch Harken oder Umgraben erfolgen.
Bahmer erläuterte kenntnisreich unter Zuhilfenahme sehr anschaulicher selbst entwickelter Bildtafeln die Verhaltensweisen dieser und vieler weiterer tierischer Bewohner des Botanischen Gartens, darunter etwa die Mexikanische Grabwespe, eine aus der neuen Welt eingewanderte Insektenart. Die Gruppe erhielt einen Einblick in die gewaltige Transport- und Bauleistung dieses kleinen Tieres und konnte dessen Lebensraum in Augenschein nehmen.
Der Lebenszyklus verschiedener Hautflüglerarten ist jedoch nicht allein Grund zum Staunen, auch weitere ungewöhnliche Tierarten nutzen diese ökologische Keimzelle in der Stadt für ihre Vermehrung. Darunter etwa ein Vertreter aus dem Reich der Schwämme, der bei dem Rundgang präsentiert wurde.
So wurde schnell klar, dass diese innerstädtische Grünfläche mit ihrem Mosaik von kleinen Strukturen ein Eldorado für viele seltene und sehr bemerkenswerte Tierarten ist und sich dort mit einiger Geduld unerschöpfliche Beobachtungen zu ökologischen Zusammenhängen machen lassen.