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Waldbrandgefahr: Lage ist »ernst«

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Schon der kleinste Funke kann ausreichen, um einen Waldbrand auszulösen. Symbolfoto: Philipp Schulze/dpa © Red

Die Stadt Gießen und die Feuerwehr appellieren an die Bevölkerung, vorsichtig zu sein. Zu den städtischen Schutzmaßnahmen gehört auch, das Gras auf den Wiesen niedrig zu halten.

Gießen . Die Temperaturen klettern weiter erbarmungslos nach oben. Sage und schreibe 37 Grad Celsius hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag für Gießen prognostiziert. Während die Hitze bei vielen Menschen zu enormen gesundheitlichen Problemen führt, erhöht die anhaltende Trockenheit mit deutlich zu wenigen Regenschauern die Gefahr für Wald- und Wiesenbrände. Erst am Montagnachmittag war ein circa tausend Quadratmeter großes Feldstück im Stadtteil Allendorf in Brand geraten. Zum Glück waren Feuerwehrkräfte schnell zur Stelle. Bei Stadt und Berufsfeuerwehr schätzt man die aktuelle Lage als »ernst« ein, wie Magistratssprecherin Claudia Boje auf Anfrage des Anzeigers mitteilt. Erst am Montag hat das hessische Umweltministerium die zweithöchste Alarmstufe für Waldbrände ausgerufen. Schon der kleinste Funke, etwa beim Grillen oder durch eine achtlos weggeworfene Zigarette, könnte verheerende Folgen haben.

Zweithöchste Stufe

Bei der Gefahreneinschätzung belässt man es im Rathaus natürlich nicht beim Blick aus dem Fenster oder auf das Thermometer. Hier orientieren sich die Verantwortlichen vielmehr auch am DWD, der auf seiner Internetseite www.dwd.de/DE/leistungen/waldbrandgef/waldbrandgef.html eine tägliche Aktualisierung für das gesamte Bundesgebiet vornimmt. Die Skala ist hier sogar in fünf Alarmstufen - derzeit gilt für Gießen und Umgebung die vierte und somit ebenfalls zweithöchste - unterteilt, während das Land nur die Stufen A (hohe) und B (sehr hohe Waldbrandgefahr) unterscheidet.

Die derzeitige Situation hat «(noch) keine direkten Verbote zur Folge«, heißt es seitens der Stadt. Demnach werden die beiden eigenen Grillhütten auf dem Schiffenberg weiter vermietet, »jedoch mit dem ausdrücklichen schriftlichen Hinweis auf die bestehende Waldbrandgefahr. Die Kenntnisnahme und Beachtung des Hinweises lassen wir uns unterschreiben«, erläutert Boje. Buchungen für die Grillhütten werden zudem nur unter dem Vorbehalt entgegengenommen, dass möglicherweise eine kurzfristige Stornierung erfolgen könnte. »Wir verfolgen die Witterungslage sehr genau und halten eine temporäre Schließung der Hütten bei anhaltender Lage für sehr wahrscheinlich.« Generell gelte für das Grillen im öffentlichen Raum die Bitte an alle, keine Glut zurückzulassen, keine Funken zu erzeugen und keine Zigarettenkippen, besonders noch brennende, liegenzulassen.

»Wir versuchen selbst, das Gras niedrig zu halten, um die Gefahren zu minimieren. Das kann aber nur gelingen, wenn alle mitmachen«, führt die Stadtsprecherin weiter aus. Und wendet sich an jeden Nutzer der städtischen Grünanlagen, darauf zu achten, dass Brandgefahren gar nicht erst entstehen. »Verhindern Sie unbeaufsichtigte Glutnester und Funken« lautet ihr Appell, der ebenfalls ganz im Sinne der Feuerwehr ist. Dass nicht viel dazu gehört, ungewollt ein Feuer ausbrechen zu lassen, weiß auch Anzeiger-Leserin Magda Kunkel. Voller Sorge schildert sie dem Schreiber dieser Zeilen, wie oft sie es erlebe, wenn Glasscherben auf trockenen Wiesenflächen herumliegen. »Schon in der Schule habe ich von meinem Lehrer gelernt, dass diese Scherben wie Brenngläser wirken können«, erzählt sie. Kinder wie auch Erwachsene sollten daher für diese Gefahr »stärker sensibilisiert werden«, regt die Seniorin an.

Im Falle der nicht gerade kleinen Waldflächen in und rund um Gießen berichtet die Magistratssprecherin von einer »extremen Bodentrockenheit« und warnt: »Jeder Funke oder ein heißer Auspuff eines Fahrzeugs können schnell zu sich ausbreitenden Waldbränden führen.« Deshalb appelliert die Stadt an jeden Waldnutzer und Spaziergänger, dass »unbedingt alle Waldzufahrten für schwere Einsatzfahrzeuge von jeglichen Einschränkungen durch geparkte Fahrzeuge freigehalten werden«. Ein vollgetanktes Löschfahrzeug benötige nämlich die gesamte Wegebreite, um zu etwaigen Einsatzstellen zu gelangen. »Mit jeder Minute Verzögerung oder Umwegen breitet sich ein Waldbrand rasant aus«, gibt Boje zu bedenken.

Bald neuer Rekord?

Hier gilt noch mehr als sonst: »Keine brennenden Zigaretten wegwerfen und natürlich bitte kein Feuer entfachen.« Jeder müsse »extrem darauf achten, dass das eigene Verhalten der Lage angepasst ist«. Stadt und Feuerwehr würden die Lage weiter genau beobachten und müssten »gegebenenfalls mit entsprechenden Nutzungsverboten reagieren«, so Boje. Falls das Land bei der Waldbrandgefahr die Alarmstufe B ausrufen sollte, zöge das die sofortige Schließung von Grillplätzen und Feuerstellen im Wald und »in gefährlicher Nähe zum Wald« sowie die Sperrung bestimmter Waldflächen und Wege nach sich. Sogar die »Kontaktaufnahme mit Bundeswehr und alliierten Streitkräften« ist im Landesplan vorgesehen. Wenngleich manches auch im Ermessen der jeweiligen Ordnungsbehörde liegt.

Ob es in Gießen bald einen neuen Hitzerekord gibt, werden die kommenden Wochen zeigen. So lange liegt der Rekord noch bei den 38,2 Grad Celsius, die am 25. Juli 2019 gemessen wurden. Jener Wert war damals an der Wetterstation des DWD registriert worden, die am Rande der Weststadt in Richtung Wettenberg positioniert ist. Was vermuten lässt, dass es zu diesem Zeitpunkt in der Innenstadt, wo die Hitze sich staut, noch um einiges heißer gewesen sein könnte. Womöglich war das schon am Dienstag der Fall.

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