Wann lohnt eine PV-Anlage?
Die Stadtwerke Gießen informieren Hauseigentümer über eigenen Strom von der Sonne. Dabei bieten die SWG auch die Wahl zwischen kaufen oder mieten einer Photovoltaik-Anlage an.
Gießen. Die Kardinalsfrage ist wohl eine betriebswirtschaftliche: In wie vielen Jahren amortisiert es sich, wenn ich mir Solarmodule aufs Dach montieren lasse? Nicht nur fast Tag für Tag in den Medien und auch in aller Munde sind »Windkraft« und »Photovoltaik« bezüglich des Kampfes gegen den Klimawandel.
Photovoltaik bezeichnet die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom. Während das Thema Windräder regelrecht konträr diskutiert wird, ist dies bei der Photovoltaik (PV) nicht so der Fall. Gewiss, auch hier wird Flächenverbrauch angeprangert, sofern Solarmodule auf unbebauter Bodenfläche platziert werden sollen. Anders, wenn damit beispielsweise auf Dächern Energie erzeugt wird.
Über diesen Bereich informierten in einem Online-Vortrag die Stadtwerke Gießen (SWG) im Rahmen ihrer Vortragsreihe »Energiewissen am Dienstag« mit dem Thema »Photovoltaikstrom von der Sonne im Bereich der eigenen Immobilie«. Wilhelm Braun moderierte die Veranstaltung. Martin Lorenz, seit einem Vierteljahrhundert in der Energieberatung im Kundencenter am Marktplatz tätig, informierte zu allen Aspekten, die bei einer Entscheidung zu solch einer Installation ausschlaggebend sind.
Rechtliche Rahmenbedingungen, Ausrichtung, Neigung und eventuelle Verschattung des Daches, verfügbare Dachfläche, Kosten und Amortisation - all dies spielt eine Rolle. Deutschlandweit beträgt der Anteil PV an der deutschen Stromerzeugung zwar nur ein Sechzehntel. Allerdings ist er in den letzten vier Jahren um beachtliche 80 Prozent gestiegen. Der so erzeugte Strom kann entweder selbst genutzt oder ins Netz eingespeist werden.
Sonnenlicht ausschließlich in Wärme wandeln Solarthermie-Anlagen um. Beim Aufbau einer PV-Anlage gibt es sieben Bauteile: Solarmodule mit Solarzellen, Verkabelung, Montagesystem, Wechselrichter, Zweirichtungszähler, Energiemanager und Stromspeicher.
Laut Lorenz dauert es gewöhnlich zehn bis 14 Jahre, bis sich eine PV-Anlage bezahlt gemacht hat. Je höher der eigene Stromverbrauch ist, desto wirtschaftlicher ist eine solche. Denn muss man Strom kaufen, zahlt man derzeit plus/minus 40 Cent (ct) je Kilowattstunde (kWh) an den Stromanbieter. Laut Verbraucherzentrale kostet er vom eigenen Dach zwischen 11 und 23 ct/kWh. Erzeuge ich mehr Strom, als ich benötige, wird der ins Netz eingespeist. Dafür gibt es vom Netzbetreiber derzeit 8,0 ct (2022 waren es 6,0 ct). Wer Volleinspeisung - ohne eigene Nutzung - betreibt, erhält derzeit 13 ct.
Die Energieeinspeisevergütung kann sich jährlich ändern. Bei Einsatz eines Batteriespeichers könne in der Regel 70 Prozent Selbstversorgung erreicht werden. Allerdings sei ein Speicher verhältnismäßig teuer, koste zwischen 6000 und 10 000 Euro. Kapazitätsmäßig sollte er genügend Strom für den Verbrauch von Sonnenuntergang bis -aufgang speichern können.
Solar-Kataster
Wesentlich günstiger sei es, wenn man als Speicher sein E-Auto nutzen kann. Erhöhen lässt sich der Prozentsatz des Eigenverbrauches, wenn elektrische Geräte mit hohem Strombedarf bewusst bei Sonnenschein verwendet werden. Also keinesfalls nachts. Ideal sei es, so Lorenz, PV mit einer Wärmepumpe zu kombinieren. Bei seiner eigenen PV-Anlage auf dem Dach seines Wohnhausanbaues habe sich das System als rentabel erwiesen. »Ich musste letztes Jahr insgesamt nur 29 Euro an Stromkosten bezahlen.«
Mit wenig Aufwand bietet das Solar-Kataster Hessen einen direkten Blick auf die Solarenergie-Potenziale von Dach- und Freiflächen: www.energieland.hessen.de/solar-kataster. Einzig die genaue Anschrift des Objektes muss der Interessent eingeben. Dachausrichtung und -neigung von allen Gebäuden in Hessen sind dem Portal bekannt. Wer nun wissen möchte, ob eine PV-Anlage für seine eigene Immobilie in Frage kommt und es sich auch rechnet, dem bietet die SWG eine Kalkulation mit einem Konfigurator für E-Dach und E-Speicher an: www.erevolution.de.
Auf Basis der persönlichen Angaben erstellen die SWG ein Konzept. Nach einem Vor-Ort-Termin gibt es ein Angebot, in dem Montage, Inbetriebnahme und Überwachung komplett enthalten sind. Wer nicht kaufen will, kann auch mieten, wobei die Wartung ebenfalls eingeschlossen ist. Persönlich vorsprechen können Interessenten im Obergeschoss des SWG-Kundencenters am Marktplatz.