Weihnachtlich mit Zwischentönen

Gießen (bcz). Die Weihnachtsgeschenke sind verstaut, der Weihnachtsschmuck weitgehend verräumt und auf den Straßen wurden schon die ersten Narren gesichtet: »Es ist also wird wieder Zeit für den alljährlichen, weihnachtlichen Rausschmeißer«, meinte Jakob Handrack, Intendant des Kulturprogramms der St. Thomas Morus Kirche zu Begrüßung des Trios Festivo am Sonntagnachmittag.
Das Ensemble, bestehend aus Marion Kutscher, Michael Frangen (Trompete und Corno da caccia) und Hans-André Stamm (Orgel), präsentierte ein kurzweiliges, strahlendes Festprogramm, das mit der Weihnachtsstimmung spielte und sie zugleich würdevoll musikalisch beendete. Präsentiert wurden 15 Stücke aus den Werken von Händel über Bach bis Mozart und präsentierte damit einen unterhaltsamen Klangreigen. Zwischen den gemeinsamen Stücken erklang die Orgel als Soloinstrument mit Werken und Interpretationen des Konzertorganisten Stamm, der der Orgel alles an Ton- und Klangkapriolen entlockte, was dieses Instrument zu bieten hat.
Von Beginn an festlich und kraftvoll intonierte das Trio die Eröffnungsmelodie aus Händels Feuerwerksmusik, gefolgt von einem Orgelsolo aus dem Orgelkonzert 5/7, ebenfalls von Händel. Rasant ging es mit einem Ausschnitt aus der Sonate TWV 41 von Georg Philipp Telemann weiter, auch das Rondo aus Mozarts Hornkonzert Nr. 4 (KV 495) durfte nicht fehlen.
Stamms Arrangements im Mittelteil zeugten von einer hohen Kreativität und Einfühlsamkeit, die er sich und den beiden Trompetenspielern auf den Leib geschrieben hatte und die entsprechend gefühlvoll dargeboten wurden. Neben verschiedenen Trompetenarten griffen die Spieler auch mehrmals auf das Corno da caccia zurück. Ein spezielles Horn, das die Stimmungen wohltuend weich unterstrich.
Weihnachtlich mit Zwischentönen wurde es insbesondere bei Stamms Interpretationen des Gospelklassikers »Amazing Grace und dem bekannten Weihnachtslied »O Du fröhliche«. Vor allem bei Letzterem nahm er musikalisch einen langen Anlauf, bis er schließlich bei der bekannten Melodie ankam.
Zum Abschluss des kurzweiligen Programms erklang - das musste sein - der Eingangs-chor »Herrscher des Himmels« aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Hier konnten die drei Musiker sämtliche Pracht des Oratoriums entfalten, aber nur in Kurzform. Denn zum Prinzip des Konzerts gehörte es, kurze hintereinander gereihte Auszüge aus den einzelnen Werken zu zeigen. So entwickelte sich ein eigener Spannungsbogen, der keine Langeweile zuließ.
Das Trio musiziert seit mehr als 20 Jahren miteinander, das Ergebnis war deutlich hörbar. »Wir bemerken, wie dankbar unsere Konzerte aufgenommen werden. Auch in Gießen haben wir uns sehr über das große Interesse gefreut. Ein Live-Konzert ist durch nichts zu ersetzen, das hat uns die Pandemie gezeigt«, sagte der Komponist nach dem Konzert. Das Trio gastierte zum zweiten Mal in Gießen und würde gerne wiederkommen, versicherten die Musiker.
Musik von Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn erklingt am Mittwoch, 11. Januar, um 18.30 Uhr in der Johanneskirche Gießen. Die Reihe der Feierabendkonzerte unter dem Titel »HimmelHoch frizzante« wird damit fortgesetzt. Am zweiten Mittwoch jeden Monats musizieren Gießener Musiker der Klassik-, Pop- und Jazzszene eine halbe Stunde zugunsten des Orgelneubaus der Johanneskirche. Den ersten Abend im neuen Jahr gestaltet die Pianistin Julia Reck. Der Eintritt kostet 10 Euro. Weitere Informationen unter www.himmelhoch-giessen.de. (red)