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Weit mehr als nur Signorina Zorzi

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Von: Albert Mehl

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Schauspielerin Annett Renneberg. Foto: Roger Schmidt © Roger Schmidt

Pohlheim. Ob Annett Renneberg ihren Auftritt in Holzheim für längere Zeit in Erinnerung behalten wird, sei dahingestellt. Aber die Organisatoren des Leseabends der bekannten Schauspielerin werden die knapp zwei kurzweiligen Stunden mit besonderer Zufriedenheit registrieren.

»Jetzt ist die Corona-Zeit überwunden«, meinte Anne Naumann vom Gastgeber Ovag nach der Veranstaltung aus der Reihe »Leseland Gießen/Leseland Oberhessen«. Denn mit dem vorweihnachtlichen Gastspiel von Renneberg dürfte sich die Kulturelle Mitte im Pohlheimer Stadtteil Holzheim endgültig als Leseland-Station etabliert haben. Erstmals wurde eine dreistellige Zahl von Besuchern begrüßt.

Dazu dürfte natürlich der Bekanntheitsgrad der 44-jährigen Darstellerin einen erheblichen Beitrag geleistet haben. Denn nicht wenige im überwiegend weiblich besetzten Publikum brachten die Rezitatorin erst einmal mit der Rolle als Sekretärin Signorina Elettra Zorzi von Commissario Brunetti in der TV-Krimiserie von 2000 bis 2019 nach den Romanen von Donna Leon in Verbindung. Annett Renneberg verhehlte denn auch nicht ihre Sympathie für die Autorin, mit der sie ebenfalls auf Gastspielreise geht und für die sie Hörbücher einspricht. Nach Holzheim hatte sie eine köstliche Geschichte über den Weihnachtstruthahn aus der Feder der US-amerikanisch-schweizerische Schriftstellerin mitgebracht.

Nicht nur dabei zeigte sich die im thüringischen Rudolstadt geborene und in der Müritz-Region lebende Schauspielerin in bestgelaunter Verfassung. »Ich mag Schnee« - dabei musste sie in der Holzheimer »Kulti« zwar gewisse Abstriche machen. Dafür vermittelte der weiß-blau illuminierte Saal eine winterliche Stimmung. Und für das vorweihnachtliche Ambiente sorgten die ausgewählten Beiträge. Dabei war Renneberg auf der sicheren Seite. Sie hatte neben Klassikern wie der »Weihnachtsmaus« von James Krüss, »Advent« (Loriot) und »Felix holt Senf« von Erich Kästner überwiegend Stücke dabei, die für Lächeln im Publikum sorgten. Aber auch das eine oder andere nachdenkliche Einsprengsel wie »Advent heißt Warten« von Iris Macke gehörten zum Repertoire.

All das in höchst professioneller Manier einer Schauspielerin vorgetragen, die mit dem Publikum umgehen kann und die mit Artikulation und Modulation zu bestechen weiß. Was in lang anhaltenden Beifall mündete. Und in der Gewissheit, dass dieser Auftritt dem Holzheimer Publikum noch länger in Erinnerung bleiben wird.

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