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Wenn der Teddy Aua hat...

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Was hat er denn? Vor der Behandlung steht natürlich ein ausführliches Arztgespräch an. Foto: Leyendecker © Leyendecker

Medizinstudierende der JLU Gießen heilen Kuscheltiere und nehmen Kindern spielerisch die Angst vorm Arzt. Noch bis Donnerstag steht die »Zeltklinik« auf der Wiese vor dem Zeughaus.

Gießen. Das Kuscheltier ist des Kindes bester Freund. Man geht gemeinsam durch Dick und Dünn. Teddy und Co. spenden Trost und Zuneigung und sind fröhliche Gäste an der Kaffeetafel im Kinderzimmer. Schlimm ist es dann, wenn dem geliebten Stofftier etwas zustößt, dann ist der Kummer groß. Abhilfe schafft in dieser Woche wieder einmal die Teddyklinik des Fachbereichs Humanmedizin der Justus-Liebig-Universität. Die Studierenden flicken Teddys wieder zusammen, geben Hygiene-Tipps und sorgen dafür, dass die edukativen Komponenten nicht zu kurz kommen. Die Klinik hat ihre Zelte auf der Wiese vor dem Zeughaus aufgeschlagen und wartet auf zahlreiche Patienten. Ziel ist es, den Kindern die Angst vor Arztbesuchen zu nehmen und gleichzeitig spielerisch Informationen zu vermitteln. Das Projekt selbst kommt aus Skandinavien und hat sich von dort seinen Weg auch nach Deutschland gebahnt. Der Fachbereich Medizin, genauer die Human- und Zahnmedizin, macht bereits seit vielen Jahren mit. Generationen von Studierenden haben bereits Teddybeine geschient und Wunden versorgt und mit ihren Erklärungen den Kindern die Angst vor Ärzten genommen.

Rund 200 Kinder, meist im Kindergartenalter, nutzten bereits am Dienstag die Chance, ihre geliebten Begleiter wieder flicken zu lassen und konnten zahlreiche neue Dinge lernen, etwa beim Thema Zahnhygiene. Die kam nämlich, so Mitorganisator Philipp Bochnig, in den letzten Monaten zu kurz. »Wir haben mitbekommen, dass es auch beim Thema Motorik aufgrund der Pandemie Defizite gibt, was das Zähneputzen angeht. Hier schaffen Studenten der Zahnmedizin Abhilfe und zeigen nochmal ausführlich, wie es richtig geht«, erzählt der Student.

Wenige Meter weiter findet unter einem offenen Zeltdach die AG Erste Hilfe statt. Wann rufe ich die 112? Was muss ich im Notfall tun? Was kann ich alleine schon im jungen Alter schaffen? Wie klebe ich ein Pflaster auf? All diese Fragen beantwortete die AG Erste Hilfe, ebenfalls bestehend aus Medizinstudenten, den interessierten Kindern.

Die Teddyklinik ist aber noch mehr, wie Bochnig unterstreicht. »Wir haben hier ein Händewaschteam und ein »Impf Dich«-Aufklärungsteam. Impfaufklärung machen wir hier auch. Die Kinder lernen hier, wie sie sich die Hände ordentlich waschen«, sagt Bochnig. Dann kommen die Teddydocs ins Spiel, die mit den Kindern ins Anamnesezelt gehen. »Dort werden die Dinge besprochen. Was hat der Teddy? Hier sind dann Stethoskope, um zu zeigen, was passiert ist. Wir haben auch unseren Organteddy hier, der Organe eingenäht bekommen hat. So können sich die Kinder ansehen, wie die einzelnen Organe aussehen«, erläutert der Medizinstudent.

Weiter geht es in der Diagnostik. Dort können die Kuscheltiere in das MRT oder in den Röntgen gesteckt werden. »Letztendlich gibt es ein Foto und da schauen wir dann drauf. Vielleicht hat sich der Hund das Bein gebrochen oder eine Murmel verschluckt, dann müssen wir operieren. Das sind die üblichen Krankheitsbilder, die wir diagnostizieren«, erzählt Bochnig. Danach geht es für Kind und Kuscheltier ins OP-Zelt, wobei nur letzteres »unters Messer« muss. Dort werden die Kuscheltiere fachmännisch operiert.

»Das Makerspace Gießen hat uns hier viel unterstützt, auch mit Monitoren. Hier operieren wir dann.« Wichtig bei Knochenbrüchen ist dann auch der Einsatz von Verbänden und Gipsen. Etwas, was zu durchaus kuriosen Situationen führt. »Da kommen dann alle mit ihren Kuscheltieren. Gerade hatten wir eine Schildkröte, der haben wir den ganzen Panzer verbunden. Das sieht eigentlich ganz witzig aus«, lacht der Medizinstudent.

»Morgen kommen noch mal etwa 200 Kindergartenkinder. Wir können uns auf die Kitas verlassen. Ab nachmittags wird es wieder ruhiger und donnerstags wird es auch wieder voll. Wir haben 90 Prozent der Kinder vormittags, da ist viel Gewusel«, weiß Bochnig aus Erfahrung.

Die Jungen und Mädchen sind von der Aktion sichtlich begeistert. Die Kinderaugen, sie leuchten wieder, nachdem die geliebten Kuscheltiere verarztet wurden.

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