Wie in einem sozialen Brennpunkt
In der Weserstraße/Ecke Gartfeld und in derTroppauer Straße kommt es immer wieder zu größeren Ansammlungen von Altglas un anderem Müll, der dort eigentlich nicht hingehört.
Gießen . Dass ein Altglascontainer überfüllt ist, kann immer mal vorkommen. Doch dass mehrere hundert Glasflaschen wegen Überfüllung nicht mehr in die vorgesehenen Containerlöcher in der Weserstraße/Ecke Gartfeld hineingesteckt werden können? Nicht jeder Mitbürger nimmt die Flaschen wieder mit nach Hause oder sucht den nächstgelegenen Container auf, sondern stellt sein Altglas einfach oben auf den Behälter. Andere laden sie auf dem Boden ab. Und wieder andere haben rund um den Glascontainer viele Scherben hinterlassen.
Zerfledderte Kartons
Nicht nur ganze Kartons, jetzt zerfleddert, wurden voll mit Flaschen einfach auf den Boden gestellt. Denn wenn das Ganze den Anschein einer wilden Müllablagerung suggeriert, kommen »automatisch« Elektrogeräte wie eine Kaffeemaschine, Matratzen oder ausgediente Gartenstühle dazu. Jahrelang hatte dieser Glascontainer an der Ecke Schwarzlachweg/Ederstraße vor dem Spielplatz und dem angrenzenden Fußballfeld »Eder« gestanden. Ständig wurde dort Sperrmüll abgeladen.
Bis die Verlagerung des Glascontainers um 200 Meter Richtung Bahngleis Abhilfe schuf. Das direkte Umfeld, ein Spielplatz, wurde aufgehübscht. Doch die alten Konflikte wurden als solche nicht wirklich gelöst, sondern nur verlagert. Es scheint immer noch Menschen in unseren Quartieren zu geben, die sich ungerechterweise abgehängt wähnen, sich nicht ausreichend gewürdigt wissen. Und dann lassen sie es raus. Ihre ganze Wut. Lutz Perkitny, der als Nordstadtmanager die soziale Lage in seinem Quartier bestens kennt, bezeichnet es als nicht gelebte Verantwortung, die daraus resultiere, dass viele sich in der Gesellschaft nicht wertgeschätzt, ökonomisch und gesellschaftlich abgehängt fühlen. Doch das Verhalten ausschließlich an nicht ungewöhnlichem jugendlichen Rowdytum festzumachen, sei zu einfach.
Einen Dauerzustand scheint auch ein überquellender Müllplatz für 30 Wohnungen in zwei Reihen-Mehrfamilienhäusern der Wohnbau in der Troppauer Straße 26-28 zu werden. Seit Wochen sieht es - wie auf dem Foto - dort chaotisch aus. Vor einigen Wochen hatte eine private Müllabfuhrfirma genau so einen Zustand beseitigt. 14 Tage danach sah es wieder genau so wie zuvor aus. Anscheinend wird jedweder Müll in die blaue Tonne geschmissen - wieso auch immer. Diese quillt nach kurzer Zeit über und die Müllabfuhr lässt sie - im Gegensatz zu den anderen Tonnen - regelmäßig stehen. Und wenn Mülltonnen überquellen, zieht dies anscheinend auch hier magisch Sperrmüll an.
Spezialfahrzeug nicht einsatzfähig
Nicht geleerte Glascontainer, auf und neben denen sich Flaschen stapeln, lassen sich zurzeit übrigens vielerorts beobachten. Das zeigen auch mehrere Beschwerden im »Mängelmelder« unter »Gießen direkt«. Dort gibt das Stadtreinigungs- und Fuhramt folgende Erklärung: »Das Spezialfahrzeug, welches die Glascontainer leert, ist zurzeit nicht einsatzfähig. Aus diesem Grunde müssen wir die Glascontainer einzeln mit einem Lkw abholen, im Stadtreinigungs- und Fuhramt in der Schlachthofstraße 40 leeren und anschließend wieder an ihren Standort zurückbringen. Diese Vorgehensweise ist deutlich aufwändiger als die Leerung vor Ort. Daher können wir am Tag nur eine geringe Zahl Container leeren, was an einzelnen Standorten zu einer Überfüllung führt. Die umstehenden Flaschen räumen wir zwischendurch - unabhängig von der Leerung der Container - ab. Dabei entsorgen wir auch umliegenden Müll/Sperrmüll. Wir hoffen, dass sich die Situation in nächster Zeit wieder entspannt.«
