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Wieder Engel im Dormitorium

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Ulla Westerweller vor zwei ihrer farbenfrohen Werke im Kloster Arnsburg. Foto: Schultz © Schultz

»Einfach Kunst«: Die Friedberger Künstlerin Ulla Westerweller präsentiert im Dormitorium des Klosters Arnsburg eine umfassende Werkschau.

LICH. Eine der immer noch schönen Regelmäßigkeiten sind die Kunstaustellungen im Dormitorium des Klosters Arnsburg. Nach etwa einem Jahr zeigt nun wieder die Friedberger Künstlerin Ulla Westerweller ihre Arbeiten. Der Überblick über ihre Werke der letzten Zeit und davor heißt schlicht und einfach: »Einfach Kunst«. Bei aller Vielfalt und Abwechslung der Sujets begegnet man dennoch ganz persönlichen Aussagen und Gefühlen.

Ulla Westerweller, Jahrgang 1958, stammt aus Friedberg und machte Abitur in Hanau. Danach arbeitete sie zunächst im Gartenbauamt Hanau, denn »ich wollte unbedingt etwas Praktisches machen und etwas mit Pflanzen.« Sie war dort in mehreren Abteilungen tätig und fand das, nach eigenen Worten, »unheimlich toll.« Dann entschloss sie sich aber doch zu studieren und absolvierte ein Romanistik- und Kunststudium in Deutschland (Universitäten Frankfurt, Siegen) und Frankreich an der François-Rabelais-Universität und der Ecole des Beaux Arts von Tours im Atelier des Bildhauers Olivier Seguin. Sie promovierte über das Thema »Boris Vian und der Surrealismus« (Paris). Es folgten Lehrtätigkeiten etwa am Lycée International in Toulouse (Frankreich).

Das Dormitorium sieht aufgeräumt aus, Westerweller bespielt nur die Wände und hat Gruppen gebildet. Als Erstes fällt einem die Vielfalt in Stil und Inhalt auf. Es ist eine Art Gesamtschau ihres Werks und von daher besonders informativ. Allein die Verfahren Acryl, Wachskreide, Collage, Relief, Ölkreide, Buntstift, Tusche, Fotos, Draht, Papier, Kohle, Aquarell und Gouache - da fehlt eigentlich nichts.

Ein attraktives Kapitel sind die Zeichnungen, die mit einem einzigen Strich ausgeführt werden, sie besitzen einen besonderen Charme, zumeist sind es Gesichter. Sie erinnern an Comiczeichnungen mit einem verschmitzt ironischen Unterton. Natürlich sind wieder Engel zugegen - ein wichtiges Kapitel in Westerwellers Werk, und natürlich auch das Thema Vögel sowie eine abstrakte Werkgruppe.

Was gibt es denn Neues? Sie sei an sich nicht unterwegs zu etwas dezidiert Neuem, sagt die Künstlerin auf die Frage. Vielmehr entwickelten sich die Arbeiten weiter, in gewisser Weise gäbe es Wechselwirkungen. Zuweilen fänden sich einfach neue Sichtweisen auf ein Thema, ausgelöst durch eine bestimmte Arbeit oder Thematik. »Es gibt eine ständige Weiterarbeit an meinen Hauptthemen,« erläutert Westerweller.

So erlebt man eine kreative Persönlichkeit, die bei aller Vielfalt nie die Verbindlichkeit in ihren Arbeiten verliert und einen grundsätzlichen kreativen Ernst. Thematisch stehen schon Frauen im Zentrum, auch wieder Vögel und nicht zu vergessen die großen farbigen abstrakten Bilder, die voller Bewegungsenergie stecken. Und dann sind da noch ein paar Arbeiten mit Frauenfiguren vor dunklem Hintergrund und in dunkler Lichtstimmung. Sieht man die in optimalem Licht, strahlen sie eine geradezu magische Stimmung aus, sie erinnern an das Fantasy-Genre. Wie gesagt, ruhig und verbindlich. Zwischendrin sieht man einige kleine Skulpturen aus Papier und Draht. Und ein kleines »Glasbild« - eine Zeichnung zwischen einigen Scheiben zum Thema Insel; die ist neu. Wie gesagt, Westerweller hat keine große Kursänderung vollzogen und auch nicht geplant, aber man sieht, dass sie weiterhin hochaktiv bleibt.

Noch bis zum 3. Oktober ist die Ausstellung zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, samstags von 12 bis 18 Uhr. Nächste Führung: Sonntag, 2. Oktober, 15 Uhr.

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Fast mystisch kommen die Frauenfiguren daher. Foto: Schultz © Schultz

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