1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Wiedersehen nach sechs Jahrzehnten

Erstellt:

giloka_0304_jcs_Schule_0_4c
Der Abschluss-Jahrgang 1963 der Pestalozzischule trifft sich zum 60-jährigen Abgänger-Jubiläum. Foto: Volpe © Volpe

1963 beendeten »fröhliche, aufgeweckte Kinder«, wie sie sich selbst beschrieben, ihre Schullaufbahn an der Pestalozzischule. Jetzt, nach 60 Jahren, trafen sich die Schulkameraden erneut.

Gießen . Die alten Ziegelmauern, die Fenster der Klassenzimmer mit Blick zum Hof sowie der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn - die Statue der Bremer Stadtmusikanten vor den Toren der Schule - sahen schon vor 60 Jahren dabei zu, wie Kinder lernten und heranwuchsen - verändert hat sich das bis heute nicht.

1963 beendeten »fröhliche, aufgeweckte Kinder«, wie sie sich selbst beschrieben, ihre Schullaufbahn an der Pestalozzischule in Gießen. Jetzt, nach 60 Jahren, trafen sich die alten Schulkameraden erneut, um das Jubiläum zu feiern - dieses Mal Frauen und Männer gemischt; ganz im Gegenteil zu den getrennten Klassenräumen während ihrer Schulzeit.

Mit Sekt und kleinen Snacks, fein gedeckt auf einem Tisch, direkt neben den tierischen Stadtmusikanten, unterhielten sich die Freunde über alte Zeiten, Lehrer, die noch mit dem Rohrstock schlugen, alte Geschichten über Raufereien und Zusammenhalt.

Nur wenig hat sich verändert

Die derzeitige Rektorin Katja Lepper führte die Gruppe durch die alten und die neuen Gebäude, zeigte auf, was sich verändert hat über die Jahrzehnte, aber auch, was immer noch genauso ist wie 1965. »Wir haben schon viel renoviert und umgebaut. Jetzt gibt es ein großes Angebot an Theater-, Kunst- oder Sporträumen. Aber es gibt immer noch viel zu tun«, beschrieb sie zu Beginn der Führung durch die Räumlichkeiten. Natürlich habe sich ebenso das pädagogische Angebot verändert. Jeder Klasse seien, neben dem eigentlichen Klassenraum, zusätzlich Ruhezonen zur Verfügung gestellt worden. Der Unterricht werde offen gestaltet. Die ehemaligen Schüler konnten sich noch genau an die Gänge, die Treppen und Türen erinnern, ebenso an die große Sporthalle oder den Raum oben im dritten Stock.

Dieter Schalch erzählt, wie sich damals in diesem Klassenzimmer seine Kameraden zankten, eine Schultasche aus dem geschlossenen Fenster flog, das Glas zersprang. Er lachte und erklärte, dass der anstehende geplante Schulausflug daraufhin natürlich ins Wasser gefallen sei.

Heute sitzen in diesem Zimmer nicht mehr 50 Kinder still in einer Reihe, stattdessen ist er ein großer heller Turnraum mit Spiegeln. Hans-Werner Georg, ein Freund Schalchs, war auch dabei und zeigte Fotos von der letzten Jubiläumsfeier, aber auch von damals, 1965. »Es ist toll, die alten Kameraden wiederzusehen und uns gemeinsam zu erinnern.«

Emotionen und Geschichten

Dieter Schalch, der Organisator dieses Wiedersehens, arrangierte schon vor zehn Jahren ein Klassentreffen der Schulabgänger, gründete Whatsapp-Gruppen und vernetzte die Menschen. Dieses Mal habe es ganze fünf Wochen gedauert, bis alles stand, erzählte er. Vielleicht auch sechs, aber das lohne sich. Manche der früheren Schulfreunde treffen sich heute noch regelmäßig, meist zum Frühstück.

Er selbst sei hier gerne zur Schule gegangen, könne sich genau an seinen Schulweg erinnern. Im Sommer fuhr er mit dem Fahrrad, im Winter lief er. Das sei normal gewesen, auch 2,5 Kilometer. Er lächelte und sah sich vor der Schule mit der Ziegelsteinmauer um: »Für mich schienen die Klassenräume früher größer; aber ich war ja auch noch so klein.«

Auch Hermann Benthaus, ebenfalls ein Jubilar, führte seine Erlebnisse an dieser Schule aus. »Damals gab es keine Handys oder I-Pads. Wir haben damals noch viel Handball und Fußball gespielt, wenn wir von der Schule nach Hause kamen.« Auf die Frage, ob er sich heute wieder für die »Pesta«-Schule entscheiden würde, wurden seine Augen groß. »Immer wieder!«

Generationen trafen aufeinander, als die Mittsiebziger ihre alte Schule, ihre alten Klassen besuchten. Die heutigen Schüler sahen sie mit neugierigen Blicken an, als sie den ungewöhnlichen Besuch in den Pausen erblickten, waren etwas scheu, fragten schließlich, wieso so alte Menschen denn in ihrer Schule seien. »Wisst ihr, vor langer Zeit sind wir auch auf diese Schule gegangen.«

giloka_0304_jcs_SchuleAl_4c
Dieselben Personen am selben Ort: Eine Fotografie aus dem Jahr 1955. Foto: privat © privat

Auch interessant