Wieseckbrücke verschwindet Anfang Januar

Die wasserrechtliche Genehmigung für die Brücke läuft zum Jahresende aus. Die Stadt Gießen möchte mit einer Machbarkeitsstudie aber Varianten für eine dauerhafte Alternative prüfen.
Gießen (bl). So ganz wird das Verbot, die Brücke an der Wieseckmündung nicht zu betreten oder zu befahren, offenbar nicht eingehalten. Darauf deuten jedenfalls die erkennbar angewinkelten - sprich: geöffneten - Absperrungen auf beiden Seiten hin. Das dürfte nicht nur daran liegen, dass sich manche Gießenerinnen und Gießener den kleinen Umweg über die Lahnstraße lieber ersparen wollen, sondern hängt wohl auch damit zusammen, dass das einst zur Landesgartenschau aus Gerüstelementen errichtete Gebilde längst zu einem selbstverständlichen Bestandteil der städtischen Wege-infrastruktur geworden ist. Und entsprechend ist die sogenannte »Bridge Over Troubled Water« am Lahnufer nur schwer wieder wegzudenken. Doch tatsächlich soll sie im neuen Jahr endgültig verschwinden. »Die wasserrechtliche Genehmigung läuft ohne weitere Verlängerungsmöglichkeit zum Jahresende aus«, bestätigt Stadtsprecherin Claudia Boje auf Anfrage des Anzeigers. Eine Verlängerung sei seitens der Wasserbehörde, die beim Landkreis Gießen angesiedelt ist, verwehrt worden. Darüber hatte Bürgermeister Alexander Wright die Stadtverordneten bereits im Juni nach einer Anfrage von Gigg+Volt informiert. Außerdem teilte er mit, dass die in einem Überschwemmungsgebiet liegende Brücke bei einem stärkeren Hochwasser zwar »umflutet« werde, »eine Gefahr für die Oberlieger« bestehe aber nicht. Erfahrungsgemäß staue die Lahn die Wieseck im Mündungsbereich bis in die Verlängerung von Schuppstraße und Therese-Kalbfleisch-Straße auf.
Der Gerüstbauer aus Berlin, der die Konstruktion vor mehr als acht Jahren aufstellte, habe den Abbau nun für den 9. oder 10. Januar eingeplant. Das Duo Martin Kaltwasser und Folke Köbberling hatte die Brücke ursprünglich als temporäres Kunstwerk erschaffen, das zur Landesgartenschau aufgrund des glatten Belags zunächst nur zu Fuß überquert werden sollte. Der Zuspruch war damals schon enorm, viele Bürgerinnen und Bürger setzten sich für einen dauerhaften Verbleib ein. Der winterfeste Wiedereinbau mit einem auch für Radler besser geeigneten Untergrund erfolgte im Herbst 2015.
Und jetzt? Da die Querungsmöglichkeit immer noch sehr beliebt ist und rege genutzt wird, soll eine Alternative her, kündigt Claudia Boje an. Und fügt hinzu: »Das Tiefbauamt bereitet für 2023 die Vergabe einer Machbarkeitsstudie vor, in der verschiedene Varianten untersucht werden sollen. Diese werden sich in ihrer Lage sowie der Berücksichtigung unterschiedlicher Hochwasserstände unterscheiden und wurden im Rahmen einer Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde und dem Umweltamt sowie dem Gartenamt vordefiniert.«