»Wir beten täglich für den Frieden und halten die Hoffnung wach«
Direkt nach Kriegsbeginn haben sich Studierende, die in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) aktiv sind, engagiert. So haben wir mit anderen kirchlichen Gruppen sechs Container mit Hygienepaketen gefüllt, die von GAiN in die Ukraine transportiert wurden. Am 10. April haben wir für eine Mutter und ihren Sohn ein leerstehendes Büro zum Wohnraum umfunktioniert.
Beide sind aus Kiew geflohen. Der Rest der Familie ist weiterhin dort. Ein Sohn kämpft an der Front. Im Oktober haben wir für beide eine schöne Wohnung in Watzenborn-Steinberg gefunden, in der sie bis heute leben. Eine starke Verbindung ist entstanden, die bis deutlich macht, dass die Folgen dieses Kriegsdramas neben aller materiellen Zerstörung auch massiv in das Leben von Menschen eingreifen. Beide hatten sich ihre Zukunft ganz anders vorgestellt.
Beschäftigt hat uns auch der ungeklärte Status der ukrainischen Studierenden aus Drittstaaten. Hier wurden immer wieder Hilfen, auch finanzieller Art, nachgefragt.
Zurzeit trifft sich die ukrainische Gruppe »Genau« dreimal pro Woche bei uns. Ihr Programm ist sehr erfolgreich und die Abende sind immer ausgebucht.
Es gibt ein großes Bedürfnis nach Austausch und danach, dass die persönlichen, zum Teil drastischen Fluchtgeschichten von uns Deutschen gehört werden. Es gibt eine berührende Sehnsucht nach Leben und nach Normalität. Wo wir können, wollen wir gerne dafür mitsorgen. Unter unseren Mitarbeitern gibt es bis heute das Erschrecken über den Krieg. Das lässt nicht nach - auch nach einem Jahr nicht. Niemand von uns hätte gedacht, dass es so lange geht. Wir hadern oft damit, dass wir so wenig ändern können. Im Gegensatz zu einem Erdbeben ist dieser Krieg ein menschengemachtes Drama, das dringend ein Ende finden sollte. Es gibt genügend Leid auf der Welt. Wir beten täglich für den Frieden und halten die Hoffnung wach.