Wolldecken werden dringend gebraucht

Die syrisch-orthodoxe Schwester Hatune hilft mit ihrer Stiftung den Erdbebenopfern. Auch die Aramäer in Gießen starten einen Spendenaufruf.
Gießen (bl). »Überall, wo Not herrscht oder eine Katastrophe ausbricht, sind wir zur Stelle«, sagt Schwester Hatune Dogan. Und das trifft auf die aktuellen Erdbebengebiete natürlich zu. Mit ihrer Stiftung, der »Hatune Foundation - Helfende Hände«, wirkt sie als Bindeglied zwischen der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland sowie »den ärmsten, verfolgten, unterdrückten und schutzlosen Menschen in aller Welt«. Schwerpunkte sind Syrien, die Türkei, der Nahe Osten und der Irak. 2010 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Auch mit der Kirche St. Afrem & St. Theodoros in Gießen steht die Theologin, Seelsorgerin und Therapeutin in enger Verbindung; hier hat sie Verwandte und unter anderem Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Glauben angeboten. Sich selbst beschreibt sie als »karitative Wohltäterin«. Zurzeit ist sie vor allem damit beschäftigt, Wolldecken für die vielen obdachlos gewordenen Erdbebenopfer aufzutreiben. »Denn den Hunger hält man ein paar Tage aus, die eisige Kälte nicht«, betont sie im Gespräch mit dem Anzeiger. Alle Hilfsgüter würden dann über die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Partnervereine ihrer Stiftung direkt vor Ort verteilt. Zugleich berichteten sie ihr von verzweifelten Menschen, die aufgrund der unzähligen verschütteten Angehörigen »nur weinen und schreien«. Die Kinder wiederum äußerten ständig die Angst, »dass ihre Häuser bald zusammenfallen«. Ihnen Trost zu spenden und sie zu beruhigen, sei daher eine besonders große Herausforderung.
In Syrien, dem vom jahrelangen Bürgerkrieg ohnehin geschundenen Land, sei die Situation noch dramatischer als in der Türkei. Zumal die Weltöffentlichkeit dort nicht so genau hinschaue und viele Nationen sich eher zurückhielten. Hilfe sei jedoch nur möglich, wenn sie von außerhalb komme.
Ihren Beitrag wollen auch die circa 1000 aramäischen Familien in Stadt und Landkreis Gießen leisten, sagt Samuel Gergin, Kirchenratsvorsitzender von St. Afrem & St. Theodoros. Zwar sei die Provinz Midyat, von wo etwa 80 Prozent der hiesigen Aramäer stammen, mit ihren uralten Klöstern von den Zerstörungen weitgehend verschont geblieben. Aber nur 50 Kilometer weiter sehe das teils ganz anders aus. Deshalb habe die syrisch-orthodoxe Kirche in Gießen einen Spendenaufruf gestartet. Über private Initiativen werden zudem Lebensmittel, Medikamente, Decken und andere dringend benötigte Dinge gesammelt.
Weitere Infos im Internet: https://hatunefoundation.de/