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Workshop mit syrischem Dichter

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Der in Deutschland im Exil lebende Yamen Hussein (li.) im Gespräch mit Daniel Schneider. Foto: LLG © LLG

Gießen (red). Im Rahmen des »Kultur macht stark«-Projekts «(Ge)Recht so? Über Gerechtigkeit und ihre Grenzen (schreiben)«, geleitet von Daniel Schneider (Autorenpate) und Markus Lepper (Landgraf-Ludwigs-Gymnasium), war der im deutschen Exil lebende syrische Dichter und Journalist Yamen Hussein am LLG zu Gast. Dort las er zunächst vor 50 Schülerinnen und Schülern aus seinem Werk und berichtete im moderierten Gespräch mit Schneider eindrücklich, aber auch humorvoll von seiner Lebensgeschichte:

Demnach geriet der 1984 im Homs geborene Hussein durch zahlreiche regimekritische Artikel schon früh ins Visier der syrischen Sicherheitsbehörden: 2006, gerade 22 Jahre alt, wurde er der Universität verwiesen und für drei Monate in Gewahrsam genommen.

2008 wurde er aufgrund seiner Berichterstattung über die Repressionen der Assad-Regierung gegen die Medien verhaftet. Bald hatte er sich unter den mutigen investigativen Journalisten einen Namen über Homs hinaus gemacht. Er wurde leitender Reporter bei Al Dunia TV und berichtete 2011 vor Ort von der Protestbewegung aus Homs und Hama. Doch als der Sender unter Druck damit begann, gezielte Falschmeldungen über die Bewegung zu lancieren, reichte Hussein die Kündigung ein. Kurz darauf vertrieben ihn Anhänger Assads aus seiner Wohnung und die Hetze gegen ihn nahm immer bedrohlichere Züge an, erfuhren die Zuhörer. 2013 schließlich kam es zu Morddrohungen, denen er sich nicht mehr gewachsen fühlte. Hussein flüchtete ins deutsche Exil. Von Dezember 2014 bis Dezember 2017 lebte Yamen Hussein als Stipendiat des deutschen PEN-Zentrums in München.

2018 erschien »Lieber Said«, ein Briefwechsel zwischen Hussein und dem Dichter Said aus Teheran. Seine Flucht und sein Leben im Exil verarbeitet Hussein in seiner Lyrik: Sein zweisprachiger Gedichtband »Siebzehn Minuten« erschien 2020 im hochroth Verlag, aus dem Arabischen übersetzt von Leila Chammaa und Suleman Taufiq. 2021 erschien »Nachruf auf die Leere« im Elif Verlag, übersetzt von Leila Chammaa und Jessica Siepelmeyer. Heute lebt Hussein in Berlin.

Die deutschen Übersetzungen seiner Texte wurden gekonnt von den LLG-Schüler*innen Jette Parr und Ahmed Mohamed sowie von Lehrer Markus Lepper vorgetragen. Nach der Lesung führte Hussein das Gespräch mit den Schüler fort. Dies animierte die Schüler zum Schreiben eigener literarischer Texte, die in der zweiten Jahreshälfte in dem Buch erscheinen werden, das aus dieser Autorenpatenschaft hervorgehen wird. Sie ist ein Kooperationsprojekt des Friedrich-Bödecker-Kreises Hessen, Gefangenes Wort und des LLG im Rahmen der Initiative »Kultur macht stark« des Bundesbildungsministeriums.

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