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Zusammenhalt und Krise

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Sich den Krisen der Welt entgegenstellen: Das Tanzstück »where we are (at)« feiert am Freitagabend seine Uraufführung im Stadttheater. Foto: Lena Bils © Lena Bils

Bei der ersten Regiearbeit des neuen Tanzspartenleiters Constantin Hochkeppel werden große Themen unserer Zeit verhandelt. Am Freitag feiert das Stück seine Uraufführung im Stadttheater.

Gießen. Da haben sich Constantin Hochkeppel und sein Team gleich eine ganze Menge vorgenommen. Oder vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. »where we are (at)« lautet der Titel der ersten eigenen Produktion des neuen Leiters der Tanzsparte am Stadttheater Gießen, die am morgigen Freitag (19.30 Uhr) ihre Uraufführung im Großen Haus feiert. Es ist ein Stück, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen in den Blick nimmt und miteinander verschränkt.

Es geht um die Verortung von Individuum und Gesellschaft im Chaos unserer Zeit, wie Dramaturgin Caroline Rohmer im Pressegespräch formuliert. Das Thema lässt sich schon am Ensemble selbst festmachen: Zusammen mit Hochkeppel und Rohmer kamen zu Beginn dieser Spielzeit gleich sechs neue Tänzer und Tänzerinnen an das Haus, zudem ist es die erste Zusammenarbeit mit Nicolas Rauch (Bühne) und Sophie Lichtenberg (Kostüme). So wird diese Gießener Uraufführung zugleich zu einer Standortbestimmung der weitgehend neuformierten Sparte Tanz, während das Stück ebenso und vor allem die großen Fragen unserer Zeit in den Blick nimmt.

Hochkeppel will in seiner Inszenierung untersuchen, wie die Menschen gemeinschaftlich miteinander verbunden bleiben können, während sie von einer aktuellen Krise in die nächste taumeln. Dafür lässt er die große Bühne kreiseln und »viele markante Bilder entstehen«, wie Caroline Rohmer ankündigt. »Es ist erst einmal wie ein Rausch.« Und zugleich eine Markierung von Drinnen und Draußen, die allerdings nicht lange Bestand hat - bevor das einbrechende Chaos auch die Tänzer auf der Bühne erreicht.

Constantin Hochkeppel kommt vom Physical Teatre, eine noch recht junge Gattung des zeitgenössischen Tanzes, in dem die Geschichten nicht nur über die Körper erzählt werden, sondern auch mittels Figurendarstellung und gesprochener Sprache. So hat der Regisseur seine Tänzer um eigene Textbeiträge gebeten, die als von ihnen eingespielte Satzfragmente und Zitate Einzug in die Inszenierung halten. Die Sprache ist Englisch, die Textbeiträge des internationalen, aus sechs Ländern stammenden Ensembles werden in Übertiteln auf Deutsch übersetzt. Hinzu kommen elektronische, am Synthesizer erzeugte Klänge, die von Bühnenmusiker Hanns eigens für dieses Stück komponiert wurden.

Der dafür präparierte Raum erinnert an eine Art Gummizelle, in dem sich das siebenköpfige Ensemble befindet. Dort wird verhandelt, »wie wir mit den Menschen und der Welt gemeinschaftlich verbunden bleiben können, auch wenn die Welt um uns herum zu kollabieren droht«, wie Caroline Rohmer sagt. Am Ende sei das rund 90-minütige, ohne Pause gespielte Stück auch eine Aufforderung, sich an einer besseren, einer gelingenden Zukunft zu beteiligen.

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