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Zwei Kinderdörfer geplant

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Gedenkfeier für die Erdbebenopfer: Elf Kerzen als Zeichen des Gedenkens. Foto: Czernek © Czernek

Zu einer Gedenkfeier und einem Benefizkonzert für die Erdbebenopfer hatte der Bund der alevitischen Jugend Gießen am Sonntagnachmittag eingeladen.

Gießen . Elf Kerzen auf einem Tisch: Jede steht für eine betroffene Stadt im Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien. Jede Kerze steht auch für Trauer, Schmerz und Leid.

Zu einer Gedenkfeier und einem Benefizkonzert für die Erdbebenopfer hatte der Bund der alevitischen Jugend Gießen am Sonntagnachmittag eingeladen, denn in den diesen Gebieten leben auch viele Menschen der alevitischen Glaubensgemeinschaft. Dem Anlass entsprechend stimmten die Musikgruppen melancholische Töne an, beginnend mit dem Orchester Saza Yoldas danlar, gefolgt von den Sängern Muharrem Gözuacik und Max Schmidt. Als besonderer Gast wurde der WDR-Reporter Jens Eberl live dazu geschaltet, der über seine Erlebnisse in dem Gebiet berichtete.

In seinem Grußwort berichtete Zeynel Sahin vom Ausländerbeirat über die katastrophalen Zustände in dem Gebiet, das er selbst kurz vorher besucht hatte: »Seitens des türkischen Katastrophenschutzes gab es keinerlei Organisation. Es waren viele Helfer aus dem Ausland dort, jedoch fehlte es komplett an der Koordination. Viele Helfer waren vor Ort, konnten aber nichts tun, weil die nötige Unterstützung von staatlicher Seite fehlte.«

Die Verzweiflung dort sei unermesslich. Es herrsche Chaos. Eltern suchten ihre Kinder und umgekehrt. Die hygienischen Verhältnisse seien nach wie vor eine Katastrophe. Was ihn jedoch zudem sehr wütend machte, sei die Tatsache, dass die türkische Regierung bereits ein Neubauprogramm beschlossen habe. »Sie versuchen aus dieser Tragödie noch Profit zu schlagen.«

Katastrophen sollten wachrütteln

Ähnlich harte Worte fand auch Insan Dilber, Vorsitzender der Alevitischen Gemeinden Hessens, der die Wohnungsbauregeln der türkischen Regierung angriff. »Solche Katastrophen wie dort oder wie im vergangenen Jahr im Ahrtal müssen uns wachrütteln. Schließlich sind wir eins.« Für die vielen Waisenkinder, die nun zurückgeblieben sind, planen die Aleviten die Errichtung zweier Kinderdörfer, um ihnen eine Bleibe zu bieten. Dilber bedankte sich für die rasche Hilfe, die von der Gießener Gemeinde direkt nach dem Beben organisiert wurde. Innerhalb weniger Tage wurden Sachspenden gesammelt, sortiert, verpackt und mit einer Cargomaschine in das Gebiet transportiert. »Die Lufthansa hat uns diese Maschine kostenlos zur Verfügung gestellt«, erläuterte Elif Sanli, einer der Organisatoren des Events. Die Bilder der Aktion wurden auf eine Leinwand projiziert und verfehlten nicht ihre Wirkung.

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