Wohnungsnot in Deutschland: Rentner leben zu großzügig – Familien beengt
Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist angespannt. Viele Menschen leben auf zu beengter Fläche – und manche dagegen zu großzügig, wie eine IW-Studie zeigt.
Köln – Die Wohnungsnot in Deutschland ist besonders in den Großstädten gravierend. Eine bezahlbare Mietwohnung in München, Hamburg oder Berlin zu finden, stellt sich in der Regel als ein Ding der Unmöglichkeit heraus. Hinzu kommt, dass die Bundesregierung immer wieder ihre ehrgeizigen Wohnungsbau-Ziele verfehlt.
Wohnungsmarkt: Sechs Prozent leben zu beengt
Doch es gibt noch ein weiteres Problem, was den Wohnraum in Deutschland betrifft. Viele Menschen leben derzeit in zu großen Wohnungen, während andere in zu kleinen Wohnungen sind. Das geht aus der Studie „Mismatch im Wohnungsmarkt“ des Instituts für Wirtschaftsforschung Köln hervor. Etwa sechs Prozent der Haushalte in deutschen Großstädten leben zu beengt. Das betrifft besonders Menschen mit Migrationshintergrund und Familien, erklären die IW-Experten.

Etwa der gleiche Anteil lebt derweil in zu großen Wohnungen. Rein rechnerisch könnte das Platzproblem somit gelöst werden. Was in der Studie auch deutlich wird: Besonders ältere Personen leben häufig in sehr großzügigen Wohnungen. Besonders bei Rentnern ist es häufig der Fall, dass diese nicht in eine kleinere Wohnung umziehen, sobald die Kinder ausgezogen sind oder etwa der Partner verstorben ist.
Überbelegung laut Eurostat:
Eine Person wird dann als in einem überbelegten Haushalt lebend gezählt, wenn dem Haushalt nicht eine entsprechende Mindestzahl von Räumen zur Verfügung steht, die sich wie folgt bemisst: Ein Raum pro Haushalt, ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt, ein Raum pro Person ab 18 Jahren, ein Raum für zwei Personen desselben Geschlechts im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, ein Raum für zwei Kinder unter 12 Jahren.
Rentner und Familien: Wohnungstausch – Günstige alte Mietverträge als Hindernis
Aber könnten nicht einfach Rentner und Familien Wohnungen tauschen? Was vorerst wie eine logische Schlussfolgerung klingt, lässt sich nicht so einfach umsetzen. Denn besonders Senioren leben oft bereits lange in ihren Wohnungen, haben ältere Mietverträge und wohnen somit im Vergleich sehr günstig. Es würde wohl niemand in eine ebenso teure Wohnung ziehen, in der er dann aber weniger Platz hat.
Dazu kommt die Energiekrise. Denn eine größere Wohnung verursacht auch höhere Energiekosten. Wer also derzeit auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist, wird also vermutlich auch diesen Faktor nun stärker miteinbeziehen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Auf Dauer wird dies das Wohn-Problem jedoch nicht lösen. Somit sehen die Studienautoren nur eine langfristige Lösung: Neubau. Und hier hapert es auch noch. Besonders jetzt stocken Neubauprojekte aufgrund der steigenden Zinsen und der hohen Baukosten. Es benötige mehr Förderungen und die Städte dürften bei der Baulandausweisung nicht nachlassen. (ph)